Dopingurteil bestärkt Putin
Mit der Tilgung von Olympiasperren für russische Sportler durch den Sportgerichtshof sieht sich der Kremlchef bestätigt.
Paukenschlag in der Dopingaffäre rund um russische Olympiasportler im Umfeld der Spiele 2014 in Sotschi: Eine Woche vor den Winterspielen steht das Internationale Olympische Komitee IOC blamiert da. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat am Donnerstag in Genf lebenslange Olympiasperren gegen 28 russische Athleten getilgt – aus Mangel an Beweisen. Elf weitere Sportler bleiben von den Spielen in Pyeongchang ausgeschlossen, ihre lebenslangen Sperren für Olympia sind aber ungültig.
Kremlchef Wladimir Putin freut sich über die Aufhebung der Olympiasperren. „Das bestätigt unsere Position, dass die überwältigende Mehrheit unserer Athleten sauber ist“, sagte der Präsident in der südrussischen Stadt Rostow am Don. Zugleich warnte er vor übergroßer Euphorie: „Es gibt noch einiges zu tun, das ist völlig klar, um bei uns die Programme und die Politik gegen Doping zu verbessern.“Moskau werde dabei mit dem IOC und der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zusammenarbeiten, sagte Putin.
Vor allem die Begründung gilt in Sportlerkreisen als schwere Niederlage für das IOC, das die Urteile gefällt hatte. Den Juristen in Genf erschien zu dürftig, was das IOC zusammengetragen hatte, bevor es insgesamt 43 russische Wintersportler von künftigen Olympischen Spielen ausgeschlossen hatte, weil die Athleten bei den HeimSpielen in Sotschi 2014 von organisierten Manipulationen profitiert haben sollen.
Das IOC prüft nun Konsequenzen, einschließlich einer Beschwerde gegen das CAS-Urteil beim Schweizer Bundesgericht. Dort könnte das IOC aber allenfalls gegen formale Fehler vorgehen.
Das IOC muss binnen kurzer Zeit schon den zweiten Schlag hinnehmen. Im Laufe der Woche war bekannt geworden, dass die für die Dopingproben in Pyeongchang vorgesehenen Urinflaschen manipulierbar sind. Die Welt-Anti-DopingAgentur empfiehlt nun den Einsatz eines älteren Modells.
Nach der Aufhebung der Sperre für 28 Athleten steht nun die Frage im Raum, ob weitere russische Athleten in Pyeongchang antreten dürfen. Das IOC betonte: „Die CAS-Entscheidung bedeutet nicht, dass Athleten aus der Gruppe der 28 zu den Spielen eingeladen werden.“Wer nicht sanktioniert werde, bekomme „nicht automatisch“das Privileg einer Einladung verliehen.
Auf der vor einer Woche veröffentlichten Einladungsliste stehen 169 russische Wintersportler, die in Pyeongchang unter neutraler Flagge und ohne Hymne als „Olympischer Athlet aus Russland“(OAR) antreten müssen. Das Hintertürchen, durch das möglicherweise der eine oder andere Russe auf die Einladungsliste gelangen könnte, ist mit den Formulierungen des IOC weiter offen.