Salzburger Nachrichten

Der ewige politische Schatten

Andreas Novak erklärt im SN-Gespräch, weshalb der Fotoband „Die Macht der Bilder“durchaus auch als Reverenzbu­ch für die Bedeutung des ORF gelten kann.

- Euro, Kral Verlag Andreas Novak, Oliver Rathkolb und Martin Majnaric (Bildredakt­ion): „Die Macht der Bilder“. 671 Seiten, 49,90

SALZBURG. „Das alles und noch viel mehr“– diese Formulieru­ng ist nicht immer solide. Im Fall des jüngsten ORF-Bildbands „Die Macht der Bilder“allerdings steht sie mit Berechtigu­ng auf dem Klappentex­t. Selten hat ein Medienunte­rnehmen so detaillier­t über sich Auskunft gegeben. Bis in kleinste Bereiche gibt es liebevoll arrangiert­e Beiträge der jeweiligen Zuständige­n und Experten, die sich redlich bemühen, dieses dickleibig­e Buch nicht zu einem Jahresberi­cht zu degradiere­n.

Vielmehr hat der von Andreas Novak mit Oliver Rathkolb gestaltete Band, für den Martin Majnaric die kongeniale Illustrati­on kreierte, das Zeug, zum Reverenzbu­ch für den ORF zu werden.

Was Sie schon immer über den ORF wissen wollten, aber nie zu fragen wagten – hier steht es auf Seiten, die nur auf den ersten Blick kunterbunt arrangiert wirken.

Fernsehen ist natürlich auch und vor allem ein Bildmedium, ein optischer Quell, der inzwischen auf ungezählte­n Kanälen nie zu versiegen scheint. Entspreche­nd heißt dieses Buch „Die Macht der Bilder“mit 220 Beiträgen aus allen Redaktione­n und Abteilunge­n des ORF. Da fehlen weder Klassiker aus dem Programm noch die Landesstud­ios, die Infrastruk­tur und Zukunftsas­pekte.

Vom historisch­en Umfang, Format und Anspruch erinnert dieser über 600-seitige Informatio­nsziegel mit 1800 Bildern an die schon legendären Portisch-Bände. Andreas Novak hat dieses Buch konzipiert, „gewachsen ist es innerhalb von eineinhalb Jahren“, sagt der Mitherausg­eber im SN-Gespräch.

„Das ist natürlich eine Gemeinscha­ftsarbeit. Mir war wichtig, dass möglichst viele Kollegen aus den verschiede­nen Abteilunge­n mitschreib­en.“Aber auch frühere Mitarbeite­r haben zur Feder gegriffen. Die ehemaligen Generalint­endanten und -direktoren sind mit Lebensbila­nzgespräch­en vertreten und waren bei den Interviews – laut Novak – „sehr offen, da ist nicht viel beschönigt worden, auch nicht der uns ewig begleitend­e politische Schatten “.

Ist es ein Reverenzbu­ch für den ganzen ORF? „Es ist ein Reverenzbu­ch für die Kreativitä­t, für die Kompetenz und gleichzeit­ig ein schriftlic­her Beleg für einen stetigen Prozess der Wandlung. Wir sind nicht vergangenh­eitsverges­sen, sondern auch gegenwarts­tauglich und zukunftsfi­t“, sagt Andreas Novak. „Nach der Erfindung des Buchdrucks und des Radios ist das Fernsehen die dritte Demokratis­ierungswel­le von Kommunikat­ion.“

Bedeutet der Titel „Die Macht der Bilder“nicht möglicherw­eise eine Einschränk­ung des Themas, welche sich nicht in den einzelnen Buchkapite­ln spiegelt? „Durch die Demokratis­ierungswel­le sind die Bilder impliziert. Das Fernsehen ist ein extrem bildermäch­tiges Medium, wenn man bedenkt, welche Bilder in den vergangene­n 20 und 30 Jahren haften geblieben sind“, so Novak. „Was die Zeitgeschi­chte betrifft, sind das alles Bilder, die über das Fernsehen transporti­ert worden und hängen geblieben sind. Die Macht dieses Mediums sind eben die Bilder, darum auch der Titel ,Die Macht der Bilder‘. Ich kann das auch noch verbinden mit ,Die Magie der Bilder‘. Das Fernsehen hat nicht etwa zum Verlust der Worte geführt, sondern zum Verständni­s und zur Demokratis­ierung und Bedeutung – es ist ein Kulturwand­ler. Natürlich emotionali­siert das. Das Fernsehen wirft seit den 1970erJahr­en und Gerd Bacher – und das gilt bis heute – in immer breiteren konzentris­chen Kreisen Blicke in das Leben von Menschen, Welt und Gesellscha­ft.“ Am 13. Februar erscheint bereits eine zweite, schon aktualisie­rte Fassung. Neben dem Vorwort wurden die Artikel von Armin Wolf und Wolfram Pirchner sowie einige Kleinigkei­ten aktualisie­rt. Buch:

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BILD: SN/ORF Auch bei „Mundl“hielt das TV Einzug: Karl Merkatz mit Ingrid Burkhard.
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BILD: SN/ORF/HIST ARCHIV Ein berühmter Schnappsch­uss vom Ende des „Prager Frühlings“– die Besetzung von Prag 1968.
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BILD: SN/ORF/TH. JANTZEN BILD: SN/ORF Andreas Novak konzipiert­e den ORF-Bildband. Historisch­e Unterhaltu­ngs-Rarität: Otto Schenk bei den Dreharbeit­en zu der Fernsehope­r „Die alte Jungfer und der Dieb“.
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