Der ewige politische Schatten
Andreas Novak erklärt im SN-Gespräch, weshalb der Fotoband „Die Macht der Bilder“durchaus auch als Reverenzbuch für die Bedeutung des ORF gelten kann.
SALZBURG. „Das alles und noch viel mehr“– diese Formulierung ist nicht immer solide. Im Fall des jüngsten ORF-Bildbands „Die Macht der Bilder“allerdings steht sie mit Berechtigung auf dem Klappentext. Selten hat ein Medienunternehmen so detailliert über sich Auskunft gegeben. Bis in kleinste Bereiche gibt es liebevoll arrangierte Beiträge der jeweiligen Zuständigen und Experten, die sich redlich bemühen, dieses dickleibige Buch nicht zu einem Jahresbericht zu degradieren.
Vielmehr hat der von Andreas Novak mit Oliver Rathkolb gestaltete Band, für den Martin Majnaric die kongeniale Illustration kreierte, das Zeug, zum Reverenzbuch für den ORF zu werden.
Was Sie schon immer über den ORF wissen wollten, aber nie zu fragen wagten – hier steht es auf Seiten, die nur auf den ersten Blick kunterbunt arrangiert wirken.
Fernsehen ist natürlich auch und vor allem ein Bildmedium, ein optischer Quell, der inzwischen auf ungezählten Kanälen nie zu versiegen scheint. Entsprechend heißt dieses Buch „Die Macht der Bilder“mit 220 Beiträgen aus allen Redaktionen und Abteilungen des ORF. Da fehlen weder Klassiker aus dem Programm noch die Landesstudios, die Infrastruktur und Zukunftsaspekte.
Vom historischen Umfang, Format und Anspruch erinnert dieser über 600-seitige Informationsziegel mit 1800 Bildern an die schon legendären Portisch-Bände. Andreas Novak hat dieses Buch konzipiert, „gewachsen ist es innerhalb von eineinhalb Jahren“, sagt der Mitherausgeber im SN-Gespräch.
„Das ist natürlich eine Gemeinschaftsarbeit. Mir war wichtig, dass möglichst viele Kollegen aus den verschiedenen Abteilungen mitschreiben.“Aber auch frühere Mitarbeiter haben zur Feder gegriffen. Die ehemaligen Generalintendanten und -direktoren sind mit Lebensbilanzgesprächen vertreten und waren bei den Interviews – laut Novak – „sehr offen, da ist nicht viel beschönigt worden, auch nicht der uns ewig begleitende politische Schatten “.
Ist es ein Reverenzbuch für den ganzen ORF? „Es ist ein Reverenzbuch für die Kreativität, für die Kompetenz und gleichzeitig ein schriftlicher Beleg für einen stetigen Prozess der Wandlung. Wir sind nicht vergangenheitsvergessen, sondern auch gegenwartstauglich und zukunftsfit“, sagt Andreas Novak. „Nach der Erfindung des Buchdrucks und des Radios ist das Fernsehen die dritte Demokratisierungswelle von Kommunikation.“
Bedeutet der Titel „Die Macht der Bilder“nicht möglicherweise eine Einschränkung des Themas, welche sich nicht in den einzelnen Buchkapiteln spiegelt? „Durch die Demokratisierungswelle sind die Bilder impliziert. Das Fernsehen ist ein extrem bildermächtiges Medium, wenn man bedenkt, welche Bilder in den vergangenen 20 und 30 Jahren haften geblieben sind“, so Novak. „Was die Zeitgeschichte betrifft, sind das alles Bilder, die über das Fernsehen transportiert worden und hängen geblieben sind. Die Macht dieses Mediums sind eben die Bilder, darum auch der Titel ,Die Macht der Bilder‘. Ich kann das auch noch verbinden mit ,Die Magie der Bilder‘. Das Fernsehen hat nicht etwa zum Verlust der Worte geführt, sondern zum Verständnis und zur Demokratisierung und Bedeutung – es ist ein Kulturwandler. Natürlich emotionalisiert das. Das Fernsehen wirft seit den 1970erJahren und Gerd Bacher – und das gilt bis heute – in immer breiteren konzentrischen Kreisen Blicke in das Leben von Menschen, Welt und Gesellschaft.“ Am 13. Februar erscheint bereits eine zweite, schon aktualisierte Fassung. Neben dem Vorwort wurden die Artikel von Armin Wolf und Wolfram Pirchner sowie einige Kleinigkeiten aktualisiert. Buch: