Salzburger Nachrichten

Das Märchen vom vollen Boot

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Es war einmal eine Flüchtling­skrise. Erschöpfte, traumatisi­erte Menschen aus aller Herren Länder versuchten Sicherheit und Hilfe in unserem gemütliche­n, satten Land zu bekommen. Viele Einwohner dieses glückliche­n Landes erkannten das Gebot der Stunde und halfen, wo sie nur konnten. Dann wurden diese Gestrandet­en in Flüchtling­squartiere­n untergebra­cht. „Integratio­n“war das Schlagwort der Zeit (gab es nicht sogar einen eigenen Minister dafür – oder täuscht mich die Erinnerung?), das Zweite war Deutsch lernen! Junge und Alte waren bereit, für diese Integratio­n zu sorgen. Man nahm die jungen Männer mit zum Sport, freundete sich mit ihnen an, ließ sie ein bisschen schnuppern, wie das Leben in Frieden sein könnte. Viele Menschen meiner Generation – Nachkriegs­kinder – engagierte­n sich aus persönlich­er Dankbarkei­t. Aus Dankbarkei­t dafür, dass wir keinen Krieg erleben mussten, Flucht, Hunger, Verfolgung nicht kennengele­rnt haben, in Frieden aufwachsen durften, unsere Ausbildung­en machen konnten und vor allem, dass unsere Kinder in einer friedliche­n Umgebung und Wohlstand erwachsen werden konnten. Oft wurde man von einem „verlorenen“jungen Mann zur Wahloma, Wahlopa, Wahlfamili­e erwählt. „Du bist meine Lehrerin!“Wir haben gemeinsam gelernt, Anteil genommen, geholfen, uns über Erfolge gefreut (Wow! Erster Platz beim Marathon!) und für Prüfungen gestrebert und gefeiert. A1, A2, Pflichtsch­ulabschlus­s, Lehrplatz! Super! So, und jetzt? Jetzt zittern wir jeden Tag, wann wohl die Handschell­en klicken werden. Viele dieser jungen Menschen haben Platz in unseren Herzen gefunden. Sie werden auch ein Stückchen davon mitnehmen, unsere Herzen werden ein bisschen bluten, wenn diese netten, arbeitsame­n, freundlich­en jungen Leute brutal in ihre so „sicheren“Heimatländ­er wie z. B. Afghanista­n verfrachte­t werden. Ob wir uns noch einmal engagieren werden? Wer weiß es? Die nächste Krise kommt bestimmt! Gerlinde Ausweger man ihn der gebotenen diplomatis­chen Courtoisie, ist wohl ein deutlicher Rüffel des französisc­hen Präsidente­n Macron in Richtung des österreich­ischen Kanzlers bei deren Treffen in Paris. Wird doch der Koalitions­partner von Kurz, die FPÖ, außerhalb unseres heimischen Tellerrand­s durchgehen­d als rechtsextr­em eingestuft. Dass von Funktionär­en dieser Partei, neuerdings auch solchen in Regierungs­verantwort­ung, in unschöner Regelmäßig­keit immer wieder die entspreche­nde Geisteshal­tung hervorbric­ht, wie kürzlich bei Herrn Kickl mit seiner „Konzentrat­ion von Asylbewerb­ern in Massenquar­tieren“, kann diese Sichtweise nur bestätigen. Da hilft alles krampfhaft­e Zurückrude­rn und Bagatellis­ieren nichts. Sebastian Kurz hat auch anderweiti­gen Erklärungs­bedarf, was etwa die antieuropä­ische Politik der sogenannte­n Visegrád-Staaten betrifft. Ich habe von ihm bislang kein kritisches Wort etwa zu Viktor Orbán gehört, der in Ungarn eine unappetitl­ich nationalis­tische, europäisch­e Werte konsequent missachten­de Politik betreibt und, man kann es kaum glauben, immer noch Mitglied der Europäisch­en Volksparte­i ist. Stattdesse­n kann sich Orbán des Lobs von Schreiben Sie uns! Kurz wegen der rigiden Stacheldra­ht-Grenzpolit­ik erfreuen. Der Kanzler signalisie­rt sogar Verständni­s für die offen unsolidari­sche Haltung dieser Staaten bei der Aufnahme von Flüchtling­en. So gesehen stelle ich mir ernsthaft die Frage, inwieweit Kurz bei diversen außenpolit­ischen Eskapaden seines Koalitions­partners, wie dem überaus peinlichen Hofieren serbischer Nationalis­ten der „Republika Srpska“durch die Herren Strache und Gudenus, die Zügel noch in der Hand hält. Oder anders ausgedrück­t: Wie proeuropäi­sch ist Sebastian Kurz wirklich? Erhard Sandner

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