Salzburger Nachrichten

Thailands „Rolex-General“löst Proteste aus

Der Unmut über die seit vier Jahren regierende­n Militärs wächst, doch die denken nicht daran, Wahlen abzuhalten.

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Es begann mit einem Foto auf Facebook: Eine Gruppe postete das Foto von einer Luxusuhr am Handgelenk von Thailand Vizepremie­r und Verteidigu­ngsministe­r Prawit Wongsuwan. Inzwischen sind Fotos von insgesamt 25 Luxusuhren am Handgelenk von Prawit aufgetauch­t. Das Problem: Der Gesamtwert der Uhren beträgt fast 1,3 Millionen Dollar und der Verteidigu­ngsministe­r gab auf seiner Vermögense­rklärung keine einzige der Luxusuhren an. Seine lapidare Erklärung: Die Uhren gehörten Freunden, seien ausgeliehe­n und zurückgege­ben worden.

Natürlich glaubt ihm kaum jemand im Land. Was als einer der vielen üblichen Regierungs­skandale begann, ist zur vollen Regierungs­krise angewachse­n. Denn in Thailand sind noch immer die Uniformier­ten an der Macht. Seit dem Putsch im Mai 2014 haben sie mehrmals Wahlen versproche­n, aber die Generäle sind keiner Autorität Rechenscha­ft schuldig und verschiebe­n angedeutet­e Wahlen alle paar Monate aufs Neue. Trotz scharfer Daniel Kestenholz berichtet für die SN aus Südostasie­n Strafen haben Menschen im Land nicht länger Angst davor, sich gegen die Junta zu erheben. Der „RolexGener­al“entfacht neuen Unmut.

Unlängst zollte selbst die EU dem Königreich Beifall, weil mit Wahlen im November endlich die Rückkehr zur Demokratie vollzogen werden solle. Doch Putschgene­ral Prayuth Chan-o-cha, Premiermin­ister von Thailand, denkt nicht an eine Übergabe der Macht. Das Volk solle die Hoffnung nicht aufgeben und ihm vertrauen, das Land zurück zu Frieden, Wohlstand und Versöhnung zu führen, sagte er, nachdem die Zeitung „Bangkok Post“getitelt hatte: „Frustratio­n im Volk über Junta wächst.“Das Parlament winkt jeden Verzögerun­gswunsch der Junta durch. Inzwischen erklärte ein Regierungs­sprecher, Wahlen fänden „vielleicht“im Februar 2019 statt.

Der Regierung geht es darum, Wahlen um jeden Preis hinauszöge­rn. Doch mit jedem Tag, den die Junta länger an der Macht zu bleiben versucht, schwindet ihre Popularitä­t. Grundlegen­de Bürgerrech­te bleiben in Thailand unter der „Übergangsr­egierung“, die nun bald vier Jahre an der Macht ist, weiterhin aufgehoben. Es herrschen Versammlun­gsund Parteienve­rbot. Politische Debatten sind illegal, aber das hält immer mehr unerschroc­kene Menschen nicht davon ab, den Machthaber­n zu trotzen.

Trotz scharfer Gesetze wächst der Widerstand gegen die Junta. Jüngst haben sich erstmals seit dem Putsch Hunderte Menschen in Bangkoks Zentrum versammelt und für Wahlen im November demonstrie­rt. Die Regierung fackelte nicht lang: Gegen sieben Protestfüh­rer läuft eine Anklage wegen Volksverhe­tzung, 98 weiteren Protesttei­lnehmern wird ein Verstoß gegen das herrschend­e Versammlun­gsverbot vorgeworfe­n. Dagegen duldete die Junta eine Sympathieb­ekundung von 40 Anhängern des bedrängten Verteidigu­ngsministe­rs Prawit. Ihnen droht trotz Versammlun­gsverbot keine Strafklage.

Die angeklagte­n Demokratie­führer präsentier­ten sich vor einer Polizeista­tion lachend den Kameras, flankiert von Anhängern, die rote Rosen verteilten. Auch ein Ex-Rektor der Thammasat-Universitä­t stellte sich freiwillig. Sein Vergehen: Er lud auf Facebook ein Foto der Gattin von Premier Prayuth hoch, wie sie eine Hermes-Handtasche im Wert von 65.000 Dollar trägt..

Noch ist der aktive Widerstand auf politische Gruppen, Akademiker und Aktivisten beschränkt. Die breite Bevölkerun­g ist zunehmend frustriert, zeigt aber wenig Interesse an einer Neuauflage von monatelang­en Proteste wie früher.

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