Ein Zen-Garten wirft dunkle Schatten
Ein Wohnprojekt und seine Abgründe als Stoff für eine Theaterarbeit.
LINZ, GRAZ. Auf die neue, gemeinsame Kletterwand sind alle mächtig stolz. Der Zen-Garten soll die Harmonie im Wohnprojekt, in dem von einem guten Leben in der Gemeinschaft geträumt wird, verstärken. Doch der Teufel steckt im Detail. Wenn Katzenkot den Zen-Garten verunreinigt, die Mülltrennung wieder nicht funktioniert oder zwischenmenschliche Bande jenseits der Pärchenidylle geknüpft werden, reagieren die Mitglieder des Wohnprojekts mit Schreiorgien und derben Beschimpfungen. Aus gesellschaftspolitischen Idealisten werden (etwas zu) rasch Spießbürger.
„Exit – Ich liebe meine Panik“, lautet der Titel einer Produktion im Linzer Theater Phönix. Mit dem Grazer Theater im Bahnhof (TiB) entstand in Anlehnung – zumindest im Titel – an Franz Novotnys Kultfilm „Exit...Nur keine Panik“aus den 80er-Jahren eine „aggressive Idylle“. Unberechenbare Gewalt wie im Film gibt es kaum, eher wird mit Ironie und boulevardeskem Humor amüsante Bürgerkritik betrieben. Regisseur Ed. Hauswirth baut auf Recherchen und Interviews im Wohnprojektmilieu auf, der im Kollektiv entstandene Text ist eine Collage aus Realität und Fiktion.
Drei Pärchen und ein Single sind die Bewohner des kofinanzierten Eigenheims, das zu einem Käfig voller Narren ausartet. Martina Zinner (Bea) und Rupert Lehofer (Hanno) stechen aus dem siebenköpfigen Ensemble mit grantelnder Grandezza hervor. Die profund aufbereitete und überzeugende Theaterarbeit setzt auf Bewährtes, dramaturgisch wird kein Risiko eingegangen. Am Ende droht die Soziokratie zu ertrinken, ehe eine Version des Welthits „Wonderful World“ertönt. Die Misstöne darin sind Programm. Theater: