Salzburger Nachrichten

Und am Ende ist alles doch Skulptur

Der Kärntner Bildhauer Bruno Gironcoli war ein begnadeter Zeichner und Maler. Das zeigt jetzt eine Ausstellun­g.

- Bruno Gironcoli, „In der Arbeit schüchtern bleiben“, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, bis 27. Mai. zu Bruno Gironcoli: Galerie bei der Albertina Zetter, Galerie Thoman Wien, Strabag Kunstforum, Galerie Krinzinger Wien, bis 27. Mai.

Der eigenwilli­ge Bruno Gironcoli war zwar mit Ehrungen versehen worden, ja er erhielt sogar ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfri­edhof – dennoch hatte man bei seinem Tod 2010 das Gefühl, dass ihm die letzte große Anerkennun­g versagt geblieben war. Lag es an der spröden Persönlich­keit oder doch am singulären Schaffen eines der Großen der Nachkriegs­generation, der sich von jeder Schule fernhielt?

In seiner Heimat Kärnten hatte sich das Land gedrückt vor dem Ansinnen, dem Bildhauer ein eigenes Museum zu widmen. Die Steiermark und die Familie Herberstei­n sprangen ein, seit 2004 gibt es ein Bruno-Gironcoli-Museum bei Schloss Herberstei­n. Die sperrigen, oft kolossalen Skulpturen sind weit verstreut in Sammlungen, und dass nun das Museum moderner Kunst in Wien (Mumok) rund 25 Skulpturen und an die 150 Zeichnunge­n zusammenfü­hrt, ist ein schöner Anlass, das OEuvre Bruno Gironcolis erneut zu studieren – und zu bewundern.

Der Titel der Ausstellun­g verwundert ein wenig, Kuratorin Manuela Ammer erklärt ihn: Bruno Gironcoli wollte sich von den umtriebige­n Aktioniste­n abgrenzen, und während diese ihren vollen Körpereins­atz in die Kunst brachten, wollte er lieber beim „Ding“bleiben und also „in der Arbeit schüchtern bleiben“. Und ein bisschen keusch wirkt auch so manche Zeichnung. Es erstaunt ohnehin, dass sich die Blätter an den Wänden gegen die markanten Skulpturen so gut zur Geltung bringen. Es gibt allerhand Studien, Männerköpf­e etwa, und weitere zarte Zeichnunge­n. Doch haben sich die Bilder weit von Entwürfen entfernt und führen ein Eigenleben, selbst wenn sich darauf eine Skulptur findet, die direkt vor der Malerei aufgestell­t wurde. Oft und gern setzt Gironcoli Metallfarb­en ein, das matte Gold oder das matte Silber einer Skulptur wird auf dem flachen Papier ebenso verwendet und gibt der Formenanla­ge und der perspektiv­ischen Verarbeitu­ng der „Objekte“eine Art Dreidimens­ionalität. Irgendwie ist dann doch alles Skulptur.

Jedenfalls bildet die Ausstellun­g ein beeindruck­endes zeichneris­ches und malerische­s Lebenswerk ab. Als Gironcoli, gelernter Goldschmie­d und danach Student an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, 1977 Nachfolger von Fritz Wotruba wurde, konnte er dank des Raumangebo­ts seine Skulpturen ins Großformat steigern. Sie sind unverwechs­elbar in ihrer Ansammlung von Formen, einerseits organisch in ihrer Körperlich­keit und vielfach wie Fabelwesen aus einem Alienfilm, anderersei­ts abweisend spitzenbew­ehrt. Auch vor dem gewissen Hauch von Kitsch scheute sich Gironcoli nicht. Da findet sich auch liebenswer­ter Humor. Ausstellun­g: Weitere Ausstellun­gen

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BILD: SN/MUMOK Metallfarb­en prägen nicht nur die Skulpturen, sondern auch das grafische Werk: Bruno Gironcoli, Ohne Titel, 1970.

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