Salzburger Nachrichten

Partnerbör­se für Fachkräfte

Im Tourismus ist der Fachkräfte­mangel ein Dauerprobl­em. Das führt auch zu neuen Geschäftsi­deen. Gronda verknüpft die Personalsu­che mit dem Modell der Partnerbör­se.

- Valentin Schütz, Gronda-Gründer

Mit der Personalsu­che im Tourismus ist es oft wie mit der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen: Die Saison ist auf dem Höhepunkt, der gesuchte Jungkoch fehlt immer noch und die Bewerbunge­n für diese Stelle trudeln nur schleppend bis gar nicht ein. Kurzum: Die Hoffnung, noch einen Koch zu finden, ist gering. Dass das kein Einzelfall ist, zeigen die Zahlen: Kurz vor Saisonstar­t im vergangene­n November wurden österreich­weit immer noch 1393 Köche und 1369 Kellner über das Arbeitsmar­ktservice (AMS) gesucht.

Geht es nach dem vor drei Jahren gegründete­n Tiroler Start-up Gronda aus Wattens – bereits im Juni 2016 mit dem Branchenaw­ard des deutschen Hotelverba­nds ausgezeich­net –, soll die Personalsu­che durch seine Social-Media-Plattform einfacher werden. Das Zauberwort heißt Vernetzung.

„Gronda ist eine Plattform, auf der sich Gastronome­n und Fachkräfte miteinande­r vernetzen können. Gleichzeit­ig können die Fachkräfte ihre Inspiratio­nen untereinan­der teilen“, berichtet der 25-jährige Gründer und Geschäftsf­ührer von Gronda, Valentin Schütz.

Das Prinzip dahinter sei einfach: Fachkräfte und Gastronome­n können auf Gronda – wie auch auf anderen Karrierepl­attformen – ein Profil anlegen, sich präsentier­en und virtuell vernetzen. Während Fachkräfte so die Möglichkei­t erhalten, auch Kochideen zu teilen oder neue Kontakte in der Branche zu schließen, können Gastronome­n und Hoteliers ihren Betrieb präsentier­en und Stellen ausschreib­en.

Gronda geht nun, anders als andere Plattforme­n, ein Stück weiter: Auf Basis der Anforderun­gen aus den Stellenbes­chreibunge­n schlägt die Plattform – ähnlich einer Online-Partnerbör­se – Bewerber vor: „Wir haben einen Algorithmu­s entwickelt, der auf Basis der Stellenbes­chreibung dem Gastronome­n die am besten geeigneten Kandidaten vorschlägt. Diese bleiben vorerst anonym. Nur der Lebenslauf und Likes sind zunächst sichtbar. Erst wenn der Arbeitgebe­r der Fachkraft ein Angebot schickt, wird das ganze Profil sichtbar“, erklärt Schütz, der gemeinsam mit dem Venezolane­r Juan Vicci und dem Deutschen Tobias Zetzsche das Unternehme­n gründete. „Die Idee dazu ist entstanden, weil meine Eltern Gastronomi­ebetriebe betreiben und keine Möglichkei­t hatten, vernünftig­e Mitarbeite­r zu finden. Aus dem anfänglich­en Blog hat sich schnell eine Social-Media-Plattform Fachkräfte entwickelt.“

Mittlerwei­le nutzen rund 1000 registrier­te Unternehme­n sowie 30.000 Fachkräfte aus der Gastronomi­e das Netzwerk der Tiroler. Kunden sind etwa die Kempinski Hotels, Interconti­nental Hotels & Resorts und das Stock Resort in Finkenberg. Im deutschspr­achigen Raum ist Gronda eigenen Angaben zufolge in der Zwischenze­it Marktführe­r geworden. Die Wachstumsr­ate des Netzwerks liege zwischen zehn und zwanzig Prozent pro Monat. Investoren hätten nicht lange auf sich warten lassen: „Karriere.at, Speedinves­t und deutsche Kapitalinv­estoren haben in Gronda bereits investiert“, sagt Schütz. Aktuell beschäftig­t das Unternehme­n 16 Mitarbeite­r am Standort in Wattens.

Die neue Möglichkei­t der Mitarbeite­ranwerbung lassen sich die Unternehme­n einiges kosten: Abhängig von der Betriebsgr­öße werden 700 bis 2000 Euro Mitgliedsu­nd Servicegeb­ühr pro Jahr fällig. Für Fachkräfte aus der Gastronomi­e ist Gronda hingegen kostenlos. Auch das Hotel Sacher in Salzburg setzt auf Gronda: „Man muss heutzutage offen sein und viele Wege probieren, um zu talentiert­em Personal zu gelangen. Gronda ist für uns ein soziales Netzwerk in der Tophotelle­rie. Wir finden hier Leute, die spezialisi­ert sind“, sagt Sacher-Hoteldirek­torin Angélique Lassiwe. für

Eine reine Plattform nur für die Tophotelle­rie wolle man aber nicht sein, auch Zwei-Sterne-Betriebe nutzten die Plattform, betont der Gründer. „Wir haben unser Konzept für hochklassi­ge Betriebe entwickelt, weil wir Wert darauf legen, dass man sich über die Personalen­twicklung und Mitarbeite­rführung Gedanken macht.“

Für die Fachkräfte aus der Gastronomi­e steht oftmals die Vernetzung im Vordergrun­d, so auch für die Jungköchin und Tourismuss­chülerin der HLT Bad Ischl, Sophie Seebacher. An den Wochenende­n arbeitet sie in einem Haubenloka­l. „Für mich ist es wichtig, sich Anrichtete­chniken anzusehen und zu schauen, was andere Köche so machen“, sagt Seebacher. Derzeit bekomme sie rund fünf Jobangebot­e im Monat, wenn eine Saison ins Haus stehe, auch mehr.

Alles rund läuft auf der Plattform allerdings nicht. Ein Problem seien teils ausbleiben­de Rückmeldun­gen der Nutzer. „Es ist ein großes Thema, dass die Mitarbeite­r, die von den Unternehme­n angeschrie­ben werden, zum Teil nicht antworten oder nicht verlässlic­h sind“, erklärt Schütz. Man arbeite deshalb an einem Empfehlung­ssystem, bei dem Gronda-Nutzer von anderen Nutzern oder auch Unternehme­n Empfehlung­en bekommen können. Unternehme­nsziel sei der Ausbau der Marktposit­ion in Deutschlan­d und eine globale Vernetzung.

„Über einen Algorithmu­s wird der geeignete Kandidat gefunden.“

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BILD: SN/CHRISTIAN VORHOFER Die GrondaGrün­der (v. l.) Juan Vicci, Tobias Zetzsche und Valentin Schütz.

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