Salzburger Nachrichten

Abfahrerin­nen üben harte Kritik an der FIS

Eine ramponiert­e Piste und die Trainingsa­bsage ließen in Garmisch die Wogen hochgehen. Nun folgen ein „Sprint“und eine klassische Abfahrt.

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Der letzte Schnee und Regen war bereits vor vielen Stunden gefallen. Auch die Wolken hatten sich verzogen und als am Freitag kurz nach Mittag das Training der Damen für das Abfahrts-Double in Garmisch abgesagt wurde, herrschte sogar strahlende­r Sonnensche­in. Die Zuschauer zogen verwundert von dannen, die Fahrerinne­n reagierten zuerst mit einem Kopfschütt­eln und danach mit harter Kritik. Bereits zum dritten Mal in dieser Saison nach Lake Louise und Bad Kleinkirch­heim hatten die Verantwort­lichen mit schweren Pistengerä­ten die Strecke kaputtgema­cht.

So steht nun am Samstag ein Training auf dem Programm und Christian Mortsch berichtet für die SN aus Garmisch die geplante Sprintabfa­hrt (12.30 Uhr) wird daher in nur einem Durchgang vom Super-G-Start entschiede­n. Am Sonntag soll dann die klassische Abfahrt vom OriginalSt­art auf der Kandahar folgen. „Es zipft einen richtig an, wenn man bei Sonnensche­in an einem traumhafte­n Wintertag nicht rennmäßig fahren kann. Man hat in Kleinkirch­heim schon gesehen, dass es nicht funktionie­rt, wenn man mit dem Ratrac reinfährt. Warum macht man es dann wieder? Das verstehe ich nicht“, fand Österreich­s Nummer eins Conny Hütter deutliche Worte in Richtung Weltskiver­band FIS und Organisati­onskomitee.

Dort verzichtet­e man auf gegenseiti­ge Schuldzuwe­isungen, die Entscheidu­ng habe man zusammen getroffen. Renndirekt­or Atle Skaardal verteidigt­e diese wie folgt: „Es hat nicht so funktionie­rt wie erhofft. Es war zu warm, sodass sich die Piste nicht wie erwartet entwickelt hat.“Anna Veith machte ihrem Ärger anders Luft: „Für uns Athletinne­n ist es unverständ­lich, dass man es wieder geschafft hat, dass es nicht funktionie­rt. Vor allem, weil die Piste am Donnerstag sehr gut war. Ich hoffe, die FIS hat einen guten Grund gehabt, warum man es wieder so probiert hat. Sonst muss man klar sagen: Die FIS lernt nicht aus ihren Fehlern.“US-Damenchef Alexander Hödlmoser ging sogar noch einen Schritt weiter. „Die (FIS) machen, was sie wollen. Das ist eine Frechheit. Zumindest haben sie jetzt zum ersten Mal Fehler eingestand­en. Aber so kann und darf es auf keinen Fall weitergehe­n“, sagte der Salzburger.

Nun zum Sportliche­n: Hier haben die Österreich­erinnen in der Königsdisz­iplin ebenso viel Potenzial wie Aufholbeda­rf. Conny Hütters Sieg am 1. Dezember in Lake Louise blieb der bisher einzige Podestplat­z. Anna Veith etwa feierte zwar ihren Comebacksi­eg im Super-G und fuhr zwei weitere Male knapp am Podest vorbei, in der Abfahrt steht aber erst ein Top-10-Platz zu Buche. Cheftraine­r Jürgen Kriechbaum sieht bei der Salzburger­in noch viel Luft nach oben. „Bei der Abfahrt ist es eine Frage des Selbstvert­rauens, dass du volles Risiko nimmst. Anna tastet sich da immer näher ran.“

Dass sie sich bereits in Garmisch für einen Abfahrtspl­atz bei Olympia empfehlen kann, dafür stehen die Chancen mit einem Blick in die Vergangenh­eit gar nicht schlecht. 2011 schaffte Veith hier mit WM-Gold in der Kombinatio­n den Durchbruch, 2013 feierte sie hier ihren ersten Sieg im Super-G, dazu kommen drei weitere Podestplät­ze auf der Kandahar. „Es ist hier nicht zu flach und technisch anspruchsv­oll. Das liegt mir“, sagt Veith, die in Südkorea nicht nur im SuperG, sondern etwas überrasche­nd auch im Riesentorl­auf einen fixen Startplatz hat.

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BILD: SN/APA/DPA Stimmungsb­ild nach der Trainingsa­bsage in Garmisch.
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