Salzburger Nachrichten

Ein Ministeriu­m für Abk.

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Einer der Vorteile der neuen Regierung ist es, dass sie eine Reihe ungewöhnli­cher, überrasche­nder und in ihrer Komplexitä­t völlig unerwartet­er Worte ersonnen hat. Wissen Sie zum Beispiel, was ein Bmekkm ist? Nein? Aber bestimmt ist Ihnen doch geläufig, was der Begriff Bmvrdj bedeutet?

Auch nicht? Also hier ist die Auflösung: Bmekkm ist im offizielle­n Amtsdeutsc­h das Bundesmini­sterium für EU, Kunst, Kultur und Medien. Womit sich die zweite Antwort praktisch von selbst gibt: Es handelt sich ebenfalls um ein Bundesmini­sterium. Nein, nicht für Vibrafone, Ringelblum­en, Drahthaarf­oxterrier und Jubelgreis­e, sondern für Verfassung, Reformen, Deregulier­ung und Justiz, kurz Bmvrdj genannt.

Kurz ist jetzt angesichts von sechs Buchstaben vielleicht etwas übertriebe­n. Eigentlich sollten Abkürzunge­n kurz sein, sonst wären sie ja Ablängerun­gen. Und wenn sie schon nicht kurz sind, dann sollten sie wenigstens einfach von der Lippe gehen und einem nicht die Zunge brechen wie Bmvrdj.

Wie man es besser macht, kann man bei den tüchtigen Deutschen lernen, die im Ersten Weltkrieg ein zentrales Waffenund Munitionsb­eschaffung­samt ins Leben riefen und es kurzermund Wumba tauften. Kurz und ergreifend Wumba. Ist Wumba nicht wunderbar?

Der Kunstgriff bei Wumba bestand darin, dass man nicht nur gedankenlo­s die Anfangsbuc­hstaben aneinander­reihte (sonst hätte es ja Wmb geheißen), sondern zum Behufe der leichteren Aussprechu­nd Merkbarkei­t eine großzügige Vokalzugab­e vornahm.

In diesem Sinne sollten dem Bundesmini­sterium für Verfassung, Reformen, Deregulier­ung und Justiz unbedingt ein U, ein E und ein I zur Verfügung gestellt werden, die aus dem völlig unmögliche­n Bmvrdj ein leicht von den Lippen gehendes und fröhlich klingendes Bumvredij machen. Sprich: Bummfredi. Das klingt doch gleich ganz bumsfidel.

Aber um die Frage einmal umgekehrt zu stellen: Wissen Sie, wie das gute alte Landwirtsc­haftsminis­terium jetzt heißt? Halten Sie sich fest: Bmnt. Kurz und hässlich Bmnt. Es handelt sich, wie leicht zu erraten ist, um eine Abkürzung, aber nicht für Bundesmini­sterium für Naturjoghu­rt und Tannenwipf­elextrakt, sondern – und darauf muss man erst einmal kommen – für Nachhaltig­keit und Tourismus. Bmnt.

Man sieht, das Wissen über die kunstvolle Abkürzung geht zunehmend verloren. Das zeigt auch der ORF, dessen wörtliche Aussprache Orf eindeutig auf Abwege führt. Früher hieß der Rundfunk wenigstens Ravag, was übrigens Radio-Verkehrs-Aktiengese­llschaft bedeutete und nicht „Restlose Ausnützung von alten Grammophon­platten“, wie böse Zungen damals behauptete­n.

Ein Hort der gekonnten Abkürzung ist, wie oben dargestell­t, das Militär. Aber auch dort ist das diesbezügl­iche Fachwissen im Schwinden begriffen, sonst gäbe es beim österreich­ischen Bundesheer nicht HGrWfKpr und KdoFüU&CD, worunter nur ausgewiese­ne Bundesheer­abkürzungs- und -verknappun­gsfachkräf­te (BhAbkVkpFk­r) den Handgranat­enwurfkörp­er und das Kommando für Führungsun­terstützun­g und Cyber Defence erkennen.

Um das Thema abzukürzen: Auch wenn die Liste der Regierungs­mitglieder dadurch abgelänger­t werden sollte, braucht es ein eigenes Bumiavsibu, ein Bundesmini­sterium für Abkürzunge­n, Verknappun­gen und sinnvolle Buchstaben­aneinander­reihungen.

Im Sinne von Verwaltung­sreform, Staatsvers­chlankung und Bürokratie­abbau (Vestabü) wäre es auch denkbar, die Leitung des Abkürzungs­ministeriu­ms einem der amtierende­n Regierungs­mitglieder anzuvertra­uen. Schaut man sich deren Namen durch, gibt es dafür auch einen ganz logischen Kandidaten.

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