Salzburger Nachrichten

Alpenrind hat im Streit mit der Kasse gute Karten

Einsatz ungarische­r Arbeiter bei Fleischzer­legung: Beim EuGH ist eine Vorentsche­idung gefallen.

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Es liegt schon einige Jahre zurück, aber damals war die Aufregung groß: Es ging um die Bedingunge­n, unter denen 2012 und 2013 ungarische Schlachter und angelernte Hilfskräft­e im früheren Schlachtho­f Salzburg bei der Fleischzer­legung eingesetzt wurden.

Die Sozialvers­icherungsb­eiträge flossen nach Ungarn, denn für mehr als 250 Mitarbeite­r wurden von der ungarische­n Sozialvers­icherung sogenannte A1-Bescheinig­ungen ausgestell­t, dass sie in ihrer Heimat versichert sind. Die Salzburger Gebietskra­nkenkasse (SGKK) pochte jedoch darauf, dass die Schlachter und Ausbeiner in Österreich der Pflichtver­sicherung unterliege­n.

Der Rechtsstre­it darüber ging in Österreich bis zum Verwaltung­sgericht, der auch den EuGH damit befasste. Dabei geht es um die Auslegung des EU-Rechts, was für ins Ausland entsendete Arbeitnehm­er in diesem Fall gilt. Für die SGKK ging es auch um viel Geld. Die Gewerkscha­ft spricht von rund 900.000 Euro im Jahr. Nun ist beim EuGH in Luxemburg eine Vorentsche­idung gefallen. Der Generalanw­alt betonte in seinem Urteilsvor­schlag, der Verwaltung­sgerichtsh­of habe „keine Anhaltspun­kte auf Betrug oder Rechtsmiss­brauch geliefert“. Daher sei die Gebietskra­n- kenkasse an die Bescheinig­ung der ungarische­n Sozialvers­icherung gebunden – auch wenn diese Erklärunge­n teilweise rückwirken­d ausgestell­t worden seien bzw. obwohl die SGKK die Pflichtver­sicherung nach österreich­ischem Recht festgestel­lt habe.

In einem anderen Fall, in dem bulgarisch­e Bauarbeite­r in Belgien eingesetzt wurden, kam der Generalanw­alt zum Schluss, dass Belgien nicht an die sozialvers­icherungsr­echtlichen Bescheinig­ungen aus Bulgarien gebunden sei, denn hier hätten belgische Gerichte ein Betrugssys­tem festgestel­lt. Ein Urteil dazu wird am Dienstag erwartet. Bei der Firma Alpenrind kamen die Schlussant­räge des EuGH-Generalanw­alts natürlich gut an. „Der Generalanw­alt ist unseren Argumenten gefolgt“, sagte Geschäftsf­ührer Roland Ackermann. Man habe mit den ungarische­n Unternehme­n einen Werkvertra­g abgeschlos­sen. Die SGKK wollte sich unter Hinweis auf das laufende Verfahren und wegen der Verschwieg­enheitspfl­icht nicht äußern.

Daniel Mühlberger, Geschäftsf­ührer der Produktion­sgewerksch­aft ProGe Salzburg, sagt, die Situation rund um Alpenrind habe sich stark verbessert. „Der Konzern lenkte ein, es gibt jetzt andere Strukturen und die Mitarbeite­r sind nach österreich­ischem Sozialvers­icherungsr­echt versichert. Die Gebietskra­nkenkasse war da stark dahinter.“

Alpenrind mit rund 110 Mitarbeite­rn ist der größte Rindfleisc­hproduzent Westösterr­eichs und vermarktet im Jahr das Fleisch von etwa 85.000 Rindern. Die Firma gehört zum USFleischk­onzern OSI, der global auch McDonald’s beliefert.

„Generalanw­alt folgte unseren Argumenten.“

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Roland Ackermann, Geschäftsf­ührer Alpenrind
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