Peter Handke ist in Griffen angekommen
Eine Ausstellung und ein Kärntner Landesorden in Gold – da kam der in Frankreich lebende Kärntner Autor in seine Heimatstadt zurück.
Wie lässt sich ein Schriftsteller in einer Ausstellung präsentieren? Ein Leben am Schreibtisch allein ist nicht prickelnd genug, um ein Publikum zu einem Besuch zu bewegen. Also muss etwas anderes dazukommen, was derart überzeugend wirkt, dass Menschen, die sich mit dem Werk eines Autors befasst haben, nach Besichtigung der Ausstellung das Gefühl bekommen, intensiver in dessen Welt eingetaucht zu sein. Sie haben etwas erfahren, was ihnen die Augen öffnet und den Blick schärft. Eine Ausstellung muss es schaffen, in das Innere eines Werks einzutauchen. Dazu bedarf es dokumentarischen Materials, das bislang nicht zugänglich war. Vor allem geschieht eine Menge auf der Strecke jahrzehntelanger Schreibarbeit. Der Autor, der in jungen Jahren drauf und dran war, mit großer Geste den Literaturbetrieb zu erobern, ist nicht identisch mit dem des Spätwerks, in dem er abgeklärt wirken darf.
Wenn in Griffen, dem Ort der Herkunft von Peter Handke, gerade eine erweiterte Dauerausstellung zu diesem Autor eingerichtet wurde, darf schon der große Name allein für Aufmerksamkeit sorgen. Katharina Pektor, einer Spezialistin mit Liebe zum Detail, ist es tatsächlich gelungen, eine Schau zu erstellen, die in die Lebens- und Schreibwirklichkeit des Peter Handke einführt. So wird nachvollziehbar, wo dessen Welt herkommt und auf welchem Boden seine literarischen Erfindungen stehen. Wir sehen den, der sich einmal als Bewohner des Elfenbeinturms definierte, als einen, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen steht. Für einen Realitätsverweigerer ist er zu weit gereist, das beweisen Aufenthalte in Städten mit so verzauberndem Klang wie Tokio, Anchorage oder Salamanca. Er ist kein Luftikus, sondern ein Zeitgenosse, dessen Unbehagen am Zustand unserer Welt ihn Gegenbilder dazu entwickeln lässt.
Der Ort seiner Kindheit wird abgewandelt zum Handlungsort seiner Literatur. Gerade Familiengeschichten geben das Material her, das sich ins Erzählerische wenden lässt, wo es eine eigene Wirklichkeit annimmt. Die Beschäftigung mit dem Kampf der slowenischen Partisanen gegen die Tyrannei der Nazis hat Handke intensiv betrieben. An einem Arbeitsexemplar von Karel Prušnik-Gašpers Erinnerungen „Gemsen auf der Lawine“lässt sich
„Wenn man mich als Ortsschriftsteller bezeichnet, trifft das zu.“
beobachten, wie intensiv Handke die Lektüre betrieben hat, die dann in sein Stück „Immer noch Sturm“aus dem Jahr 2010 Eingang gefunden hat. Die Partisanen gehören zu den großen Verdrängungen der österreichischen Geschichte, um die sich jetzt keiner mehr herummogeln darf, ohne sträflicher Ignoranz geziehen zu werden.
Die Ausstellung im Stift Griffen wurde am Samstag eröffnet, nachdem am Tag davor Peter Handke mit dem Kärntner Landesorden in Gold ausgezeichnet wurde. Der in Chaville bei Paris lebende Autor ist so wieder in Griffen angekommen. Ausstellung: