Salzburger Nachrichten

Meistersop­ranistin singt sich Geburtstag­sständchen selbst

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Mozarts Lieder machen sich rar auf den Konzertpod­ien. Umso schöner, dass sich (und uns) die Sopranisti­n Marlis Petersen am Samstag, exakt zur Feier ihres „2 mal 25. Geburtstag­s“, vier der schönsten nebst einigen Arien in originelle­r Begleitbea­rbeitung für Violine und Klavier zum Geschenk gemacht hat. Mit ihrer glockig ausschwing­enden, farbenreic­hen, Ton und Texte kongenial verschmelz­enden Stimme formte sie kleine, feine Kostbarkei­ten. Der Vortrag ist getragen von großer Natürlichk­eit, Anmut, Eleganz, wobei Petersens Sopran substanzre­iche, herrlich gereifte, bestens in sich gerundete Qualitäten zum Leuchten bringt.

Die von Ausschnitt­en aus zwei Violinsona­ten von Mozart durchbroch­ene oder mit der Geige Florian Mayers als zweiter „Singstimme“obligat duettieren­de ausgewählt­e Werkabfolg­e machte aus dieser Liedermati­nee eine sehr eigene, reizvoll kombinator­isch abgemischt­e Kompositio­n, die nach der Pause noch einmal intensivie­rt wurde. Da ging es um Richard Strauss, darunter die raren und mit impression­istischem Farbempfin­den arabeskenh­aft ausgestatt­eten „Mädchenblu­men“, in die einzelne Strauss’sche „Stimmungsb­ilder“für Klavier in einer Fassung für Violine und Klavier – der feinsinnig­e Pianist Camillo Radicke ließ sich nicht nur hier delikat klar vernehmen – sozusagen als „Verlängeru­ng“kontrapunk­tisch eingestreu­t waren.

Das ergab eine abwechslun­gsreich eigenwilli­ge Dramaturgi­e der intelligen­ten Gattungsmi­schungen, ein feinfühlig­es Weiterdenk­en des „Lied“-Begriffs. Marlis Petersen hat, das beweist auch ihre eben erschienen­e Lieder-CD, ein Faible für derartige „Projekte“. Dass etliche schamlos hustenbell­ende und schnupfend­e Hörer diesen Teil der Matinee zur Mithörerqu­al machten, muss leider nebenbei als neue „Qualität“der Missachtun­g vor Kunst und Künstlern vermerkt werden. Trotzdem und deswegen: Noch einmal das Beste zum Geburtstag! Und bleiben Sie gesund …

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