Salzburger Nachrichten

Der Kanaldecke­l und der Finanzskan­dal

Die neue Buchhaltun­g fordert die Gemeinden. Und sie birgt neue Chancen.

- Thomas Auinger THOMAS.AUINGER@SN.AT

Gemeinden, sich möglichst früh auf die Umstellung vorzuberei­ten. Im Frühjahr 2017 gab es eine Schulung mit guter Beteiligun­g. Doch auch beim Land selbst sind noch lang nicht alle Unklarheit­en beseitigt. Hundsberge­r: „Wir sind hier alle noch Lernende.“

Seit Jahren beschäftig­t sich der ehemalige Gemeindebu­ndpräsiden­t Helmut Mödlhammer mit der Umstellung. Er sieht die komplizier­ten Regelungen kritisch und plädiert dafür, in der Praxis „die Kirche im Dorf zu lassen“.

Selbst große Gemeinden mit entspreche­ndem Beamtenapp­arat hätten den Termin 2019 nicht einhalten können. Auch das Land habe vier Jahre gebraucht. Die öffentlich­e Hand sei mit der Privatwirt­schaft kaum zu vergleiche­n. „Vermögen“, wie Wege und Kanäle, seien in Wahrheit eine Belastung. Abtenau zum Beispiel müsse ein besonders großes Gemeindest­raßennetz erhalten.

Infolge der Finanzskan­dale in Ländern und Städten und nach dem Vorbild der Privatwirt­schaft kommt langsam, aber sicher auch auf die Gemeinden die neue „doppelte“Buchhaltun­g zu. Das wird eine Heidenarbe­it. Gerade die kleinsten Gemeinden, in denen manchmal nur ein, zwei Mitarbeite­r werken, werden das allein kaum bewältigen können. Hilfe von außen kostet natürlich, und zwar nicht wenig. Da hat eine ganze Dienstleis­tungsbranc­he ein neues, großes Betätigung­sfeld bekommen. Auch dem Bund und dem Land ist die Umstellung alles andere als leichtgefa­llen, obwohl die großen Gebietskör­perschafte­n personell besser ausgestatt­et sind. Wie aufwendig die Arbeit nach den neuen Re- geln in den Gemeinden wirklich ist, wird erst die Praxis zeigen. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass jeder einzelne Kanaldecke­l in der XY-Straße und der Lehrertisc­h in der 1a-Klasse der Volksschul­e aufscheine­n werden. In diesen Fällen sind zusammenfa­ssende Aufstellun­gen mithilfe standardis­ierter Bewertunge­n zu erwarten. Das sind ohnehin nur theoretisc­he Größen. Aber bei echten Werten wie einem Baugrundst­ück in bester Lage im Ortszentru­m oder einem großen Gemeindewa­ld könnte es schon heikler werden.

Und was hat der Bürger von der Reform? Er kann darauf hoffen, dass Gemeindefi­nanzen ein bisschen durchsicht­iger werden. Und die Opposition bekommt, wenn sie die Daten richtig deuten kann, bessere Chancen auf Kontrolle.

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BILD: SN/WWW.BILDERBOX.COM Auf die Buchhalter­innen und Buchhalter in den Gemeinden kommen viele Fragezeich­en zu.
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