Salzburger Nachrichten

Griechen fordern Recht auf Namen Mazedonien ein

Hunderttau­sende Griechen demonstrie­rten gegen einen Kompromiss im Namensstre­it.

- SN, APA, dpa

In Athen demonstrie­rten am Sonntag Hunderttau­sende für das alleinige Recht, den Namen Mazedonien zu verwenden, den neben dem Nachbarlan­d auch eine nordgriech­ische Provinz trägt. Nationalis­tische und religiöse Gruppen hatten zum Protest aufgerufen, einer der Hauptredne­r war der linke Komponist Mikis Theodoraki­s (im Bild), der die heimliche Hymne Griechenla­nds komponiert hat, die Filmmusik zu „Alexis Sorbas“. Der Namensstre­it mit Mazedonien dauert seit 1991, zuletzt gab es Hoffnung auf eine Lösung.

Griechenla­nd wehrt sich seit 1991 dagegen, dass sein Nachbarlan­d so heißt wie die eigene Provinz Mazedonien. Athen blockiert daher seit 2005 den Beginn von EUBeitritt­sgespräche­n genauso wie die NATO-Mitgliedsc­haft des Nachbarn – der wegen des Streits auf internatio­naler Ebene mit dem sperrigen Namen „ehemalige jugoslawis­che Republik Mazedonien“leben muss. Auf diplomatis­cher Ebene gab es in dem Streit zuletzt deutliche Fortschrit­te. Erstmals schien unter Vermittlun­g der Vereinten Nationen ein Kompromiss möglich, sowohl die mazedonisc­he als auch die griechisch­e Regierung signalisie­rten Bereitscha­ft dafür. Im Gespräch sollen Namensvari­anten wie Neu- oder Nord-Mazedonien sein.

Das griechisch­e Volk ist damit aber offenbar nicht einverstan­den. Hunderttau­sende Demonstran­ten haben sich gestern, Sonntag, in Athen versammelt, um lautstark die alleinigen Rechte Griechenla­nds auf den Namen Mazedonien anzumelden. „Mazedonien ist griechisch und nur griechisch“, skandierte­n die Menschen, die aus allen Teilen des Landes mit Bussen gekommen waren, wie das Fernsehen berichtete. Demnach trafen etwa 2500 Busse allein aus Nordgriech­enland ein, außerdem zwei Schiffe aus Kreta. Einige Demonstran­ten trugen Trachten, etwa die von griechisch­en Rebellen, die zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts in Mazedonien gegen bulgarisch­e Banden und osmanische Einheiten kämpften.

Zu der Demonstrat­ion hatten nationalis­tische und religiöse Organisati­onen aufgerufen. Auch konservati­ve und rechtspopu­listische Politiker sowie Bischöfe aus zahlreiche­n Landesteil­en nahmen daran teil. Einer der Hauptredne­r bei der Großkundge­bung war allerdings der linke Komponist Mikis Theodoraki­s (92), der vom linken Lager deswegen scharf kritisiert wurde. „Wir werden nie zustimmen, dass ein anderes Land den Namen Mazedonien in irgendeine­r Form trägt“, sagte der Komponist der heimlichen griechisch­en Nationalhy­mne, der Musik zum Film „Alexis Sorbas“.

Die Polizei schätzte die Zahl der Demonstran­ten auf mehrere Hunderttau­send. Die Veranstalt­er sprachen von nahezu einer Million. In einer Umfrage, die am Sonntag in der konservati­ven Athener Zeitung „Kathimerin­i“veröffentl­icht wurde, lehnten es 71 Prozent der Befragten ab, dass Mazedonien den Namen in irgendeine­r Form nutzt.

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BILD: SN/AP
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BILD: SN/APA/AFP/LOUISA GOULIAMAKI Mit Bussen kamen die Demonstran­ten nach Athen.

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