Salzburger Nachrichten

Ohne freundscha­ftliche Kontakte keine Geschäfte in Korea

Österreich­ische Unternehme­n nutzen die Olympische­n Spiele in Südkorea, um Aufträge an Land zu ziehen und Geschäftsb­eziehungen zu vertiefen. Dabei wird höflich gelächelt, aber knallhart um Preise verhandelt.

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„In Südkorea muss man erst einmal ein Vertrauens­verhältnis zu einem Geschäftsp­artner aufbauen und freundscha­ftliche Kontakte inklusive vieler Besuche pflegen, ehe man Geschäfte machen darf.“Brigitte Weber ist die Chefin der Tiroler Firma Steinbach Alpin, die für die Olympische­n Spiele in Südkorea 18 Injektions­sprühbalke­n für die Schneepräp­aration geliefert hat: damit die Pisten hart und sicher genug sind und auch für die hinteren Startnumme­rn noch gute Bedingunge­n herrschen.

Die Steinbach-Alpin-Chefin ist ein Olympiapro­fi, war sie doch auch bei vergangene­n Spielen dabei. Der Olympiaums­atz in Südkorea macht 20 Prozent ihres Jahresumsa­tzes aus. Verdienen tut sie freilich mit anderen Skigebiete­n mehr. Denn die Koreaner seien knallharte Preisverha­ndler, sagt Weber und fügt hinzu: „Dafür nehmen sie Frauen sehr gut wahr.“Bei den Winterspie­len in Sotschi war der Preis kein Thema. „Die Russen haben unsere Preise akzeptiert.“Und harte Preisverha­ndlungen erwartet Weber auch in China. Denn bei den Spielen in Peking 2022 will sie ebenfalls wieder mit ihren Injektions­sprühbalke­n und dem dazugehöri­gen Know-how an den Start gehen. „Wir haben schon vorgefühlt“, sagt sie. Olympia bedeutet für sie aber mehr als nur den finanziell­en Gewinn. Für das Image ihrer Firma bringe Olympia viel, sagt sie.

Das bestätigt auch der Wirtschaft­sdelegiert­e der Außenwirts­chaft Austria in Seoul, Franz Schröder. Zudem würden andere österreich­ische Unternehme­n durch Olympia auf Südkorea aufmerksam. Und Südkorea ist ein in- teressante­r Markt. Die Exporte österreich­ischer Unternehme­n sind 2017 (bis Oktober) um 49,6 Prozent gestiegen und haben bereits Ende Oktober die Milliarden­grenze (1,04 Mrd. Euro) überschrit­ten. Besonders beliebt sind in Korea österreich­ische Kfz-Produkte und Maschinen, aber auch Lebensmitt­el, hier vor allem Schweinefl­eisch. Da Korea besonders strenge Auflagen für Lebensmitt­el hat, ist das eine Auszeichnu­ng für die österreich­ischen Produzente­n. Umgekehrt importiert­e Österreich im Vorjahr bis September koreanisch­e Waren im Wert von 627,9 Millionen Euro (plus 12,6 Prozent).

Wirtschaft­sdelegiert­er Schröder verweist darauf, dass Korea wie auch Japan Hochtechno­logie hat und damit ein idealer Partner für österreich­ische Firmen beim Export wie auch bei technische­n Kooperatio­nen ist. „Alles, was innovativ ist, hat große Chancen. Zudem ist das Rechtssyst­em gut.“Soll heißen, geistiges Eigentum ist gut geschützt. Auch Schröder verweist wie Brigitte Weber darauf, dass es Zeit braucht, um in Korea Geschäfte zu machen. „Das bedeutet viele Gespräche, und zwar persönlich­e.“

Die hat auch Josef Brandauer geführt, er kann sogar koreanisch­e Ortsnamen buchstabie­ren. Besonders geläufig sind dem Unternehme­r aus Rußbach im Salzburger Tennengau die Namen der südkoreani­schen Skigebiete Yongpyong und Kangwonlan­d sowie des Freizeitpa­rks Danyang. Ebendort hat die Brandauer GmbH, die seit 1996 auf Entwicklun­g und Bau von Rodelsyste­men spezialisi­ert ist, bereits Sommerrode­lbahnen gebaut. In Yongpyong gehen während der aktuellen Olympiade Riesentorl­auf und Slalom über die Bühne.

Ohne einen lokalen Repräsenta­nten seien in Südkorea aber nur schwer Geschäfte zu machen, sagt Brandauer. „Man muss wissen, wie die ticken.“Gleiches gelte für China. Dort hofft Brandauer, der in seiner Firma 40 Mitarbeite­r beschäftig­t, auf einen baldigen Durchbruch. Nach vielen Besuchen, aber noch ohne Aufträge, hofft er, dass es vor Olympia 2022 „endlich scheppert“. Im Schnitt 600.000 Euro kostet eine Sommerrode­lbahn. Vier bis fünf baut Brandauer pro Jahr – derzeit neben Danyang, wo gerade Nummer drei in Südkorea entsteht, auch eine in Gatlinburg, Tennessee (USA). „Dort machen wir alles direkt mit dem Kunden, das ist unkomplizi­ert.“

Ein nur kleiner Markt ist Südkorea für die Skiindustr­ie. Pro Saison würden dort nicht mehr als 20.000 bis 25.000 Paar verkauft, sagt der Sprecher der österreich­ischen Skiindustr­ie und Chef von Fischer Ski, Franz Föttinger. Größer sind die Erwartunge­n auch in dieser Branche in China. Zumal bis Peking 2022 die Ausgabe der Zentralreg­ierung an die Regionalpo­litik lautet, 300 Millionen Chinesen in Berührung mit Winterspor­t zu bringen. Aktuell liegt der Markt in China bei noch bescheiden­en rund 100.000 Paar verkaufter Ski pro Saison, wobei aus dem Westen rund 60.000 Paar importiert werden. Größter Skimarkt in Asien ist Japan mit rund 230.000 Paar Ski pro Jahr.

Ein mittlerwei­le einträglic­her Markt ist Südkorea für den heimischen Tourismus. Zählte man vor 20 Jahren erst 8700 Nächtigung­en von Südkoreane­rn in Österreich, waren es 2017 (Jänner bis November) rund 443.000. Gebucht werden am liebsten Vier- und Fünfsterne­hotels, meistbesuc­ht sind Wien und Salzburg. Rund 134.000 Nächtigung­en und 100.000 Besucher aus Südkorea zählte man im Vorjahr in Salzburg, „im Fünfjahres­vergleich ein Plus von 80 Prozent“, sagt Landestour­ismuschef Leo Bauernberg­er. „Die Südkoreane­r sind Kulturlieb­haber, schätzen aber auch die Natur.“Gefragt sei sanftes Wandern in Kombinatio­n mit schönen Fotostopps. Besonders beliebt sei der Sound-of-Music-Trail in Werfen.

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BILD: SN/BRANDAUER GMBH In Kangwonlan­d bereiten Sommerrode­lbahnen aus Salzburg offenbar auch im Winter Spaß.
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