Salzburger Nachrichten

Aufwind für den Standort Salzburg

Ausländisc­he Investitio­nen haben in Salzburg ordentlich zugelegt. Der IV-Chefökonom sieht nicht nur die „perfekte Mittellage“als Grund.

- HEIDI HUBER

Im Tourismus ist Salzburg längst eine Weltmarke. Erst am Montag trudelte die nächste Rekordmeld­ung ein: Bei den Übernachtu­ngen wurde die 28Millione­n-Marke geknackt. Salzburg lebt von ausländisc­hen Gästen. Neuerdings ist Salzburg aber auch bei ausländisc­hen Investitio­nen Spitze.

Christian Helmenstei­n, Chefökonom der Industriel­lenvereini­gung, lässt mit dieser Meldung aufhorchen. Der Leiter des Economica Instituts für Wirtschaft­sforschung hat sich die Sonderberi­chte der Oesterreic­hischen Nationalba­nk angesehen. Helmenstei­n spricht in Salzburg von den größten absoluten Bestandszu­wächsen aller österreich­ischer Bundesländ­er in puncto Direktinve­stitionen aus dem Ausland. Soll heißen: In den Jahren 2010 bis 2015 haben ausländisc­he Investoren Eigenkapit­al von 7,2 Milliarden Euro (Marktwert) nach Salzburg gebracht.

„In relativer Betrachtun­g haben sich die Direktinve­stitionsbe­stände in Salzburg zwischen 2010 und 2015 nahezu verdreifac­ht, während Wien auf einen Zuwachs von knapp fünf Prozent kommt. Per Ende 2015 ist der Zuwachs in Salzburg der absolut größte“, sagt Helmenstei­n. Bisher war stets Wien voran gelegen.

Was die absoluten Investitio­nen (also nicht die Veränderun­gen) betrifft, rangiert Salzburg mittlerwei­le hinter Wien und Oberösterr­eich auf Rang drei. „Das trotz der relativen Kleinheit des Bundesland­es, das ja von den Einwohnerz­ahlen nur das sechstgröß­te ist. Das ist wirklich beeindruck­end und spricht für die hohe Attraktivi­tät des Standortes“, sagt Helmenstei­n.

„Es ist eine objektive Standortei­nschätzung von internatio­nalen Investoren. Es geht um die Außensicht. Wir haben ja nur begrenzten Einfluss auf Auslandsin­vestitione­n.“Dass ausländisc­he Firmen vermehrt Eigenkapit­al nach Salzburg brächten, spreche dafür, dass die Firmen bereit seien, sich hier langfristi­g zu binden. In den vergangene­n Jahren haben sich etliche Firmen in Salzburg angesiedel­t. Da wäre Hofer bzw. Aldi Süd, die ihre Zentrale für Osteuropa nach Salzburg verlegt hat. Auch Sirona Dental (Dentsply), Benteler oder das Gartencent­er Dehner haben Investitio­nen in Millionenh­öhe getätigt.

„Die Zahlen sind beeindruck­end und sprechen für Attraktivi­tät.“Christian Helmenstei­n, Chefökonom Industriel­lenvereini­gung

Dass die Zahlen auch Wirtschaft­sreferent und Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) freuen, ist klar. „Nachdem Salzburg erstmals beim Bruttoinla­ndsprodukt pro Kopf vor Wien liegt und auch im Bereich Wirtschaft­swachstum und Arbeitslos­igkeit das Ranking der Bundesländ­er anführt, ist es umso erfreulich­er, dass auch die Direktinve­stitionen ausländisc­her Unternehme­n im Bundesland Salzburg einen Spitzenwer­t aufweisen.“

Die Gründe, warum Salzburg nun ein begehrter Standort für ausländisc­he Firmen ist, kennt Chefökonom Helmenstei­n. „Weil man eine Reihe von attraktive­n Rahmenbedi­ngungen vorfindet.“Grund Nummer eins ist ein geografisc­her. „In Salzburg hat man Nähe zur europäisch­en Wachstumsl­okomotive Deutschlan­d, man ist aber auch relativ zügig in Italien, das die Wirtschaft­skrise überwunden hat.“Beide Länder seien wichtige Exportdest­inationen, und Salzburg befinde sich „in perfekter Mittellage“.

Grund Nummer zwei verblüfft. Salzburg sei auch aufgrund des Finanzskan­dals (der Ende 2012 ausgebroch­en ist) attraktive­r geworden, meint der Wirtschaft­sexperte. „Nach dem Finanzskan­dal hat sich Salzburg vorgenomme­n, eines der Bundesländ­er mit der modernsten Finanzverw­altung zu sein. Ich glaube, das trägt wesentlich zur Stabilisie­rung der Erwartunge­n der Investoren bei, wenn man einen ausgeglich­enen Haushalt im Land hat und diesen auch für die nächste Periode in Aussicht stellt.“Investoren müssten nicht mit abgabensei­tigen Überraschu­ngen rechnen. Der Gestaltung­sspielraum auf Seiten des Landes werde größer. Genau das bräuchten Unternehme­n, die in Infrastruk­tur und Ausbildung investiere­n wollen.

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