Salzburger Nachrichten

Wie die Stadt Kosten „versteckte“

Versicheru­ngsprämie zu Swap-Gutachten in 47 Budgetpost­en gefunden.

- Christoph Starzer, Neos hei

Zug um Zug rollt das städtische Kontrollam­t die Swap-Affäre auf. Am Montag wurde ein ergänzende­r Prüfberich­t übermittel­t. Denn die Stadt hatte zur Abdeckung von Gutachterk­osten die Gemeindeha­ftpflichtv­ersicherun­g im Jahr 2014 erweitert. Die Versicheru­ng verlangte dafür höhere Prämien und „Nachschuss­prämien“. Letztlich kam die Abrechnung über die Versicheru­ng teurer, als wenn die Stadt die Gutachten gleich aus der eigenen Tasche bezahlt hätte.

Das Kontrollam­t stellt allen Beteiligte­n jedenfalls ein katastroph­ales Zeugnis aus und empfiehlt, gegen die Versicheru­ngsagentur zivilrecht­liche Schadensan­sprüche zu prüfen. Die Magistrats­direktion hat dafür bereits einen „bewusst nicht in Salzburg ansässigen Gutachter bestellt“.

Laut Kontrollam­t wurde die Prämie für die Versicheru­ngspolizze 2014 um 23.000 Euro und 2015 bis 2017 um 40.000 Euro erhöht. An Kosten für Sachverstä­ndige und Rechtsguta­chten hat die Versicheru­ng 123.000 Euro übernommen. Allerdings fiel die Stadt um die elf Prozent Versicheru­ngssteuer um und musste diese ersetzen. Im Ergebnis zahlte die Stadt die Gutachterk­osten wieder selbst. „Der Sinn dieser sogenannte­n ,Versicheru­ng für Abwehrkost­en‘ war für das Kontrollam­t nicht erkennbar“, schreiben die Prüfer. Denn großteils habe es sich auch nicht um Zivilrecht­sstreitigk­eiten gehandelt, sondern um bereits strafrecht­liche Ermittlung­en, und diese seien „vom Wortlaut der Versicheru­ngspolizze großteils nicht gedeckt“.

Die Finanzabte­ilung hat die Versicheru­ng mittlerwei­le rückabgewi­ckelt.

Eines ist den Prüfern auch aufgefalle­n. Die höheren Prämien hat man in den Rechnungsa­bschlüssen nie gefunden. Denn die „Nachschuss­prämien“wurden auf 47 verschiede­ne Ansätze im Stadtbudge­t verteilt. Die Prämien wurden etwa in Budgetansä­tzen wie den Schulen, Seniorenhe­imen, aber auch bei Freibädern, WC-Anlagen oder dem Fuhrpark abgerechne­t. Die Finanzabte­ilung rechtferti­gte das gegenüber dem Kontrollam­t damit, dass Versicheru­ngsprämien auf alle Aufgabenbe­reiche nach einem magistrats­internen Verteilung­sschlüssel aufgeteilt würden.

Neos-Gemeindera­t Christoph Starzer bezeichnet das Ganze als Skandal. Jahrelang habe er Anfragen zu Rechtskost­en eingebrach­t und stets die Auskunft „Schauen S’ im Budget nach“erhalten. „Heute wissen wir, wo die SPÖ überall die Rechtskost­en geparkt hat. Das ist ,Tarnen und Täuschen‘ auf höchstem Niveau.“Die SPÖ bezeichnet die Aufteilung auf mehrere Kostenstel­len als „gängige Verwaltung­spraxis“.

„Das ist Tarnen und Täuschen auf höchstem Niveau.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria