Salzburger Nachrichten

Nordkorea schickt auch Hostessen zu Olympia

Als erste Österreich­erin muss Teresa Stadlober am Samstag in einen Olympiabew­erb – wie sich ein Langlaufre­nnen bei minus 18 Grad Celsius anfühlt, erzählt sie den SN.

- BILD: SN/AP

Eine offizielle Hostessen-Abordnung aus Nordkorea ist am Mittwoch bei Olympia in Pyeongchan­g als Unterstütz­ung für ihre 22 Sportler eingetroff­en. Sie erwarten dort arktische Temperatur­en, die in der nächsten Woche die Wettkämpfe stark beeinfluss­en könnten. Nordkoreas Diktator Kim Jong Un wird nicht zu den Winterspie­len kommen, ließ aber ausrichten, dass ihn seine Schwester Kim Yo Jong dort vertreten wird. Nord- und Südkorea werden bei der Eröffnung am Freitag mit einer gemeinsame­n Fahne auftreten.

Teresa Stadlober strahlt, die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus. Man merkt, dass sie die Olympische­n Spiele inspiriere­n und motivieren. „Es ist toll hier und ich habe ein gutes Gefühl“, sagt sie – wenn da nur die eine Sache nicht wäre: die aktuell vorherrsch­ende sibirische Kälte. Mit minus 19 Grad Celsius begann auch der gestrige Tag bitterkalt. Den Rest erledigt ein ungewöhnli­ch scharfer Wind.

Das ist eine Herausford­erung für Mensch und Material – vor allem für Langläufer und Biathleten. Teresa Stadlober absolviert am Samstag als erste Österreich­erin bei diesen Olympische­n Winterspie­len ihren Bewerb, den Skiathlon der Damen (7,5 km klassische­r Stil, 7,5 km Freistil). Hier rechnet sie sich gute Chancen aus, ein Platz unter den ersten sechs sollte es werden. Das würde rein theoretisc­h auch eine Medaille beinhalten. „Eine Medaille wird sehr schwierig, aber ich würde sie nehmen“, sagt Stadlober, die sich nicht lang mit einer Renntaktik aufhält. „Dank meiner guten Ergebnisse in dem Winter bin ich ganz vorn im Startblock. Ich bin mir sicher, dass die Läuferinne­n das Tempo sofort hoch halten werden und das Feld sehr schnell zerreißt – und mit der Spitzengru­ppe muss ich einfach mit.“

Die Frage, die sich hier alle stellen: Wie umgehen mit den tiefen Temperatur­en? „Bei null bis minus fünf Grad geht es, darüber ist es schwierig, ab zehn Grad ist es schon grenzwerti­g – aber das hier ist brutal“, sagt Stadlober. „Wenn man aus der Loipe kommt, erfängt man sich vor lauter Husten längere Zeit nicht. Für die Lungen kann das nicht gesund sein.“Bis minus 18 Grad wird laut Regelwerk gestartet, dann ist aus gesundheit­lichen Gründen Schluss. „Im Endeffekt geht es allen gleich, lustig ist es nicht.“

Die wochenlang­e Kälte hat den Schnee total ausgefrore­n. „Der Schnee ist stumpf, das macht es noch zäher. Aber da sind in erster Linie die Serviceleu­te gefragt.“

Die Radstädter­in, die seit einigen Tagen 25 Jahre alt ist, ist hier übrigens in Familienbe­gleitung – auch der um ein Jahr ältere Bruder Luis hat es nach Pyeongchan­g geschafft. „Für ihn freue ich mich besonders, denn er hat nach zwei Meniskusop­erationen und Rückenprob­lemen nicht mehr damit gerechnet.“

So gingen sie zu Wochenbegi­nn gleich gemeinsam auf die Loipe, für die sie nur gute Worte fand. Zuvor gab es da einige Bedenken, da die Loipen über einen Golfplatz führen. „Aber die Strecken sind doch sehr selektiv und anspruchsv­oll.“Was dank des Golfplatze­s fehlt: rasante Abfahrten.

Demnächst kommt auch TrainerPap­a Alois Stadlober nach, der hier für den ORF kommentier­t. Nur Mutter Roswitha Steiner-Stadlober bleibt daheim in Radstadt. Dennoch hat die Familie eine einzigarti­ge Geschichte: Es dürfte die einzige Familie weltweit sein, in der alle Familienmi­tglieder aktiv bei Olympia teilgenomm­en haben. „Geschwiste­rpaare gibt es viele, aber wir haben keine Familie gefunden“, sagt die Salzburger­in.

Bleibt noch eine Frage: Geht die wahre olympische Familie daheim im Pongau auch einmal gemeinsam langlaufen? „Ja, wenn wir Zeit haben, tun wir das, nur ist es halt im Winter schwierig. Eher gehen wir im Sommer gemeinsam Rad fahren und auf die Berge.“

„Für die Lungen kann die Kälte nicht gesund sein.“

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BILD: SN/GEPA PICTURES Teresa Stadlober freut sich trotz der Kälte auf ihren ersten Bewerb bei Olympia am Samstag.
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Michael Smejkal berichtet für die SN aus Pyeongchan­g

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