Daimler macht einen Kniefall vor Peking
Der Autobauer möchte daran arbeiten, „sein Verständnis für die chinesische Kultur zu vertiefen“.
PEKING. Der deutsche Autokonzern Daimler hat sich dafür entschuldigt, auf Instagram den Dalai Lama zitiert zu haben. Der Beitrag habe „die Gefühle des chinesischen Volks tief verletzt“, schrieben Vertreter der China-Tochter des Fahrzeugherstellers. „Wir möchten uns aufrichtig entschuldigen.“Die Botschaft hinter dem Bild sei „extrem falsch“gewesen. Daimler werde daran arbeiten, sein Verständnis der chinesischen Kultur zu vertiefen.
Das Unternehmen hatte auf dem Handy-Dienst ein Bild des Dalai Lama gepostet. Dabei wurde dem geistigen Oberhaupt der Tibeter ein flotter Spruch zu einem Luxusauto in den Mund gelegt. Der Dalai Lama ist jedoch eine Hassfigur für Peking: Er setzt sich für die Unabhängigkeit Tibets ein, das China – je nach Sichtweise – bereits seit Jahrhunderten, zumindest aber seit 1950 zum eigenen Territorium zählt. Der Dalai Lama gilt als Verräter, Verbrecher und Separatist.
Daimler ist nicht das erste Unternehmen, das sich für ein Dalai-Lama-Zitat entschuldigt hat. Die Hotelkette Marriott war zuletzt in einem ähnlichen Fall in die Kritik geraten. Sie hatte in einer Online-Umfrage nicht nur Tibet, sondern auch Taiwan und Hongkong als unabhängige Gebiete behandelt. Die chinesischen Behörden haben die Homepage von Marriott sowie die App der Hotelkette sofort sperren lassen. Das Management hat sich sofort ebenso demütig entschuldigt wie jetzt Daimler.
Gerade für die deutschen Autohersteller ist China ein enorm wichtiger Markt. Niemand kauft so viele Autos wie die Chinesen – und kaum ein Volk hat eine so ausgeprägte Vorliebe für deutsche Qualität.
Doch Chinas Verbraucher lassen sich auch leicht in nationalistische Aufwallung versetzen. In solchen Fällen ist dann oft die Formulierung zu hören, der Urheber der Aussage habe „die Gefühle des chinesischen Volks verletzt“. Auch Angela Merkel hat bereits diese Gefühle verletzt – als sie 2007 den Dalai Lama persönlich getroffen hat. Die Kanzlerin befindet sich damit in Gesellschaft von Barack Obama und dem EU-Parlament. Sie alle haben sich nicht von ihren Kontakten zum Dalai Lama oder ihr Engagement für Menschenrechte distanziert.
Daimler stellt die Entschuldigung nun als Akt der kulturellen Kompetenz dar. „Als globales Unternehmen respektieren wir China, genauso wie wir alle Märkte mit ihren unterschiedlichen Wertesystemen respektieren“, sagte eine Sprecherin gegenüber den SN. Das ursprünglichen Posting auf Instagram hat das Unternehmen derweil löschen lassen.
Einen „beschämenden Kotau vor der Diktatur“, nennt die Organisation International Campaign for Tibet den Akt der Selbstzensur. China gelinge es, seine Propaganda in westliche Länder zu exportieren.