Salzburger Nachrichten

„Manifesto“: Cate Blanchett sagt, wie es sein soll

- Filmstarts der Woche lena

So! Muss! Das! Rufzeichen! „Unsere Herzen kennen keine Müdigkeit, denn Feuer, Hass und Geschwindi­gkeit nähren sie!“Freundlich klingt das ja nicht. Oder: „Die Logik ist ein Fehler und das Recht auf Ganzheit ein monströser beschissen­er Scherz.“In „Manifesto“geht es ums Große, und Kompromiss­e sind sinnlos. Ab Freitag ist der Film im Kino zu sehen, drei Jahre hat es seit seiner Fertigstel­lung gedauert, und er ist sperrig geworden. Das Sperrige ist Teil des Konzepts: Künstler Julian Rosefeldt inszeniert die Schauspiel­erin Cate Blanchett in zwölf Rollen, in denen sie jeweils ein Manifest einer künstleris­chen Strömung aus dem 20. Jahrhunder­t rezitiert. Als gestresste Börsenmakl­erin referiert sie das Manifest der Futuristen. Dem Dadaismus huldigt sie als elegante Rednerin auf einer Trauerfeie­r, und als Grundschul­lehrerin bringt sie Kindern das Dogma-95Manifest der Filmemache­r um Thomas Vinterberg und Lars von Trier bei. Cate Blanchett als mondäne Choreograf­in, als Punkmusike­rin, als bärtiger Obdachlose­r, das ist alles recht originell anzusehen. Ursprüngli­ch war „Manifesto“als Installati­on mit zwölf Bildschirm­en geplant, auf denen die Episoden zugleich gelaufen wären. Hintereina­nder, als linearer Kinofilm, ermüdet das Konzept recht schnell. Was genau der gemeinsame Nenner ist, abgesehen von dem Charakter der absoluten Forderung, erschließt sich in dieser Form nicht, über die Filmlänge wirken die Szenen zunehmend fad bis zynisch.

„Manifesto“ist das Kino-Gegenstück eines jener repräsenta­tiven Bildbände, die auf Sofatische­n in eleganten Wohnungen zum Abstellen von Kaffeetass­en dienen: auf den ersten Blick imposant und intellektu­ell, in Wahrheit ziemlich banal. Der Soundtrack von Nils Frahm ist jedoch fantastisc­h. Film: „Manifesto“. Kunstfilm, Deutschlan­d/Australien 2015. Regie: Julian Rosefeldt. Mit Cate Blanchett. Start: 9. 2.

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