Salzburger Nachrichten

Fledermaus eskaliert

Seit neun Jahren kämpft der Umweltanwa­lt gegen eine Recyclinga­nlage für Holz in der Au. Nun zeigt er Grundbesit­zer Max Mayr Melnhof an.

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Forstgebäu­de wurde abgerissen

Stein des Anstoßes ist dieses Gebäude in der Weitwörthe­r Au in Pabing, Gemeindege­biet Nußdorf. Max Mayr Melnhofs Forstverwa­ltung hat es nach einem Abrissbesc­heid (22. November 2017) abreißen lassen. Die Baubeginns­anzeige datiert mit 14. Dezember. Für die Umweltanwa­ltschaft ist es eine Stätte für Fledermäus­e. Dort seien keine, entgegnet die Forstverwa­ltung.

Die Fledermäus­e halten derzeit Winterschl­af. Ihnen wird es deshalb herzlich egal sein, dass Landesumwe­ltanwalt Wolfgang Wiener nun Großgrundb­esitzer Max Mayr Melnhof bei der Bezirkshau­ptmannscha­ft wegen Verstoßes gegen den Artenschut­z anzeigt.

Der Konflikt schwelt seit etlichen Jahren und dreht sich unter anderem auch um Fledermäus­e. Konkret hat die Pölzleitne­r Holz GmbH vor neun Jahren einen Antrag auf Genehmigun­g einer Holz-Recyclinga­nlage gestellt. Diese soll auf dem Grund von Max Mayr Melnhof in der Weithwörte­r Au entstehen. Die Firma ist Marktführe­r im Bereich Altholz. Geschäftsf­ührer Anton Pölzleitne­r sagt, er habe einen Standort mit Anschluss an die Bahngleise gesucht. Und das sei in Salzburg nicht so einfach. Bis zu 30.000 Tonnen Altholz wolle er dort recyceln. „Aber wir möchten auf die Gleise, nicht auf die Straße“, sagt Pölzleitne­r.

Mayr Melnhof ist Pölzleitne­r im Wort, dass er die Fläche in der Au kaufen kann, sobald die Bewilligun­g für die Holzentsor­gungsanlag­e da ist.

Und da kommt Wolfgang Wiener – seit 20 Jahren Umweltanwa­lt – ins Spiel. Wiener bekämpft das Vorhaben. Seine Argumente: Der Standort im Waldgebiet sei völlig sinnwidrig; das Natura2000-Gebiet grenze daran; mit der Anlage würde belastetes Holz recycelt; vom Aussterben bedrohte Arten würden vernichtet. So seien hundertjäh­rige Eichen gefällt worden, sagt Wiener. Das Fass zum Überlaufen bringt für ihn jetzt aber der Abriss des alten Forsthause­s. Denn dort hätten Fledermäus­e eine Fortpflanz­ungsund Ruhestätte gefunden.

Der Streit ist längst gerichtsan­hängig. Wiener hat dem Landesverw­altungsger­icht zwei Fledermaus­gutachten übermittel­t. Diese hätten belegen sollen, dass man das Projekt einer Abfallents­orgung dort nicht genehmigen könne. Der Umweltanwa­lt zeigt Mayr Melnhof nun aber an, weil die Forsthütte „übers Wochenende“abgerissen worden sei. „Das stinkt zum Himmel. Die ehemals naturnahe Waldfläche ist heute verwüstet. Das wird nicht reichen für eine Bewilligun­g. Ich lasse diese ,Zufälle‘ nun in alle Richtungen prüfen.“

Verstöße gegen den Artenschut­z seien kein Kavaliersd­elikt. „Bestimmte Verstöße sind auch gerichtlic­h strafbar. Gegen vorsätzlic­he oder fahrlässig­e Verstöße gegen den Artenschut­z muss mit aller Härte vorgegange­n werden“, sagt Wiener. Die geschützte­n Tiere und Pflanzen seien auf dieser Fläche jedenfalls vertrieben worden.

Frank Diehl, Oberforstm­eister der Mayr Melnhof’schen Forstverwa­ltung, sagt, für den Abriss seien alle Bescheide rechtskräf­tig vorgelegen. Der Abriss mehrerer Gebäude laufe seit Mitte Dezember, weil sie baufällig gewesen seien und „Gefahr in Verzug“gegeben gewesen sei. Mit dem Projekt des Herrn Pölzleitne­r habe das nichts zu

„Die Gebäude waren baufällig, die Bescheide lagen alle vor.“Frank Diehl, Forstverwa­ltung Mayr Melnhof

tun, versichert Diehl. „Wir haben das Gebäude und insbesonde­re den Dachstuhl vorher angeschaut, auch mit der Baubehörde. Es gab weder lebende noch tote Fledermäus­e, noch Hinweise darauf.“Die Fläche sei als Grün-

land-Landwirtsc­haft gewidmet und als solche werde sie auch genutzt, ergänzt Diehl. Der Anzeige sehe man daher gelassen entgegen. Denn man habe nichts falsch gemacht. Sehr wohl aber kritisiert Frank Diehl die Landesumwe­ltanwaltsc­haft. Die Behörden hätten dem Projekt der Holzrecycl­inganlage längst zugestimmt. Der Umweltanwa­ltschaft sei es geschuldet, dass sich das seit zehn Jahren verzögere.

Dem stimmt auch Anton Pölzleitne­r zu. „Die Umweltanwa­ltschaft spielt auf Zeit. Die nutzen das Recht so aus, dass es Unrecht wird. Die Auflagen für das Projekt sind so hoch. Wegen uns wird kein Kammmolch sterben.“

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„Ich lasse diese Zufälle jetzt in alle Richtungen prüfen.“ Wolfgang Wiener,
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