Mehr Studienplätze für Medizin sind nicht geplant
Trotz Ärztemangels schließt der Bildungsminister den Ausbau der staatlichen Universitäten aus. Die Ärztekammer verlangt mehr Kassenstellen und höhere Honorare.
WIEN. Grippale Infekte, Schulferien und dadurch lange Wartezeiten bei den Allgemeinmedizinern. Wer derzeit krank ist, für den kann, vor allem in Ostösterreich, der Gang in eine Arztpraxis eine mühsame Angelegenheit werden. Für die Ärztekammer sind das die ersten Anzeichen, dass der oft beschworene Ärztemangel nun langsam bei den Patienten ankommt.
Der Obmann der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart: „Wir weisen seit Jahren auf einen drohenden Ärztemangel hin. Das wurde von der Politik weitgehend ignoriert.“Tatsache ist, dass die Bevölkerung wächst, die Leute immer älter werden, die Zahl der Kassenärzte aber nicht. Insgesamt fehlten 1300 Kassenarztpraxen in Österreich – im Vergleich zum Stand des Jahres 2000, sagt Steinhart.
Die Regierung hat jedenfalls Handlungsbedarf. Wie groß der ist, geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hervor. Darin ist zu lesen, dass in Österreich ab dem Jahr 2025 etwa 2800 Mediziner fehlen werden. Die Hauptgründe dafür: Von den Absolventen eines Medizinstudiums lassen sich knapp 30 Prozent in Österreich nicht weiter zu Ärzten ausbilden und tragen sich nicht in die Liste der Turnusärzte der Ärztekammer ein. Pro Jahr schließen in Österreich etwa 1160 Personen ein Medizinstudium ab. Rund 880 davon sind Einheimische, der Rest kommt vor allem aus Deutschland.
Trotz des sich abzeichnenden Mangels an Ärzten schließt Faßmann aus, dass an den medizinischen Fakultäten der staatlichen Universitäten in Wien, Graz und Innsbruck mehr Studienplätze geschaffen werden. Dies wäre mit enormen Kosten verbunden, weil zum einen die Räumlichkeiten und die Laboreinrichtungen fehlen und zum anderen die Kapazitäten in den Kliniken, die für eine patientenorientierte Ausbildung notwendig sind, nicht vorhanden sind. Mehr Studienplätze könnte es allenfalls durch private Universitäten geben, falls diese zugelassen werden. Dies ist etwa in Salzburg der Fall. Dort finanziert der Staat an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) 25 Ausbildungsplätze. Neun Millionen Euro gibt er dafür aus. Die PMU verpflichtet sich im Gegenzug dazu, dass sich mindestens die Hälfte ihrer Absolventen am Standort Salzburg in die Ärzteliste einträgt. Es ist vereinbart, dass, sollte das nicht funktionieren, die Förderung zurückgezahlt wird.
Aber mehr Absolventen sind für Steinhart ohnehin nicht der richtige Weg. Seiner Meinung nach gilt es den Beruf des Mediziners, vor allem den des Allgemeinmediziners, wieder attraktiv zu machen. So müssten die Kassen über die Höhe der Honorare nachdenken. Und den Jungmedizinern müsste auch der Beruf eines Landarztes wieder nähergebracht werden. Die Lehrpraxen, bei denen die Ausbildung zum Allgemeinmediziner bei einem niedergelassenen praktischen Arzt stattfinden kann, sind ein erster Schritt.