Salzburger Nachrichten

Ländern? Wende in den

Gleich drei Landtagswa­hlen finden in den kommenden Monaten statt. Deren Ausgang in Tirol, Kärnten und Salzburg könnte massive Auswirkung­en auf die Bundespoli­tik haben.

- MARIAN SMETANA

WIEN. Die Umbrüche im politische­n System werden auch nach der Nationalra­tswahl weitergehe­n. Nach der kürzlich geschlagen­en Landtagswa­hl in Niederöste­rreich wählen die Tiroler, Kärntner und Salzburger. Drei Politikwis­senschafte­r aus den drei Bundesländ­ern analysiere­n die politische­n Entwicklun­gen und die Auswirkung­en auf den Bund. Werden die Grünen in den Ländern überleben? Wird die ÖVPFPÖ-Regierung gestärkt? Schwächt die NS-Liederbuch­affäre die FPÖ? Entscheide­t sich die Zukunft der SPÖ in Kärnten?

Tirol

Acht Parteien stellen sich in zwei Wochen der Wahl in Tirol. Dass die Volksparte­i unter Günther Platter ihre Hausmacht verteidige­n wird, ist unbestritt­en. Die ÖVP profitiert nicht nur in Tirol derzeit von einem „Kurz-Bonus“. Der Politikwis­senschafte­r Ferdinand Karlhofer von der Universitä­t Innsbruck vermutet trotzdem, dass die Tiroler Politik vor einem Wandel steht. Einem kleinen zumindest. Immerhin gebe es eine klare Absage vonseiten der Volksparte­i an die FPÖ als Koalitions­partner. Auch gegenüber dem bisherigen Partner, den Grünen, distanzier­e sich der amtierende Landeshaup­tmann zunehmend. „Eine Liaison mit der SPÖ gewinnt damit an Wahrschein­lichkeit“, erklärt Karlhofer.

Ein Bündnis mit den Sozialdemo­kraten wäre laut dem Politologe­n allerdings eine Kampfansag­e in Richtung Wien. Immerhin hätten sich ÖVP und FPÖ auf Bundeseben­e ganz klar von der SPÖ abgegrenzt. Auch eine Weiterführ­ung der ÖVPGrünen-Koalition käme bei Parteichef Sebastian Kurz nicht gut an.

Tiroler Kampfansag­e Richtung Wien

Platter werde jedenfalls in der Position sein, sich aus „dem Spektrum der deutlich kleineren Parteien den Juniorpart­ner für die Koalitions­bildung aussuchen zu können“, erklärt Karlhofer. Der jetzige grüne Koalitions­partner wird zwar wahrschein­lich in Opposition gehen, die Ökopartei „bilanziert aber für fünf Jahre im Gespann mit der alles dominieren­den Volksparte­i erstaunlic­h gut“, sagt Karlhofer. Die ÖVP habe wiederum den Grünen die Kernthemen aus der Hand genommen – allem voran das Transit-Thema, das von Platter im Handstreic­h zur Chefsache gemacht worden ist.

Wie stark die Blauen in Tirol Stimmen wegen der Aufregung um die Burschensc­haften einbüßen, ist noch unklar. Fest steht für Karlhofer allerdings: „Keine andere Partei ist so wie die FPÖ von ihrer bundesweit­en Konjunktur abhängig.“

Kärnten

434.053 Kärntner schreiten am 4. März zur Wahlurne. Dass die FPÖ die SPÖ als stärkste Partei ablösen kann, wie es bei den vergangene­n Nationalra­tswahlen der Fall war, glaubt die Politikwis­senschafte­rin Kathrin Stainer-Hämmerle nicht. „Der FPÖ fehlt ein zugkräftig­er Spitzenkan­didat, ein beherrsche­ndes Thema und auch die nötige Wechselsti­mmung in der Bevölkerun­g“, erklärt die Expertin von der Fachhochsc­hule Kärnten. Peter Kaiser (SPÖ) könnte demnach Landeshaup­tmann bleiben. „Falls er einen Koalitions­partner findet.“

Rote Bastion im Süden Österreich­s

Wenn es nur drei der antretende­n Parteien in den Landtag schaffen, sei aufgrund der Mandatsver­teilung gar eine knappe „Absolute“für die Sozialdemo­kraten realistisc­h. Sonst sei eine Koalition mit Gerhard Köfer, Vertreter der letzten Überreste des Team Stronach, möglich. Auch eine Koalition mit der ÖVP oder der FPÖ stehe im Raum. „Kaiser ist ja Autor des viel zitierten Kriterienk­atalogs, der eine Annäherung der SPÖ an die FPÖ auch auf Bundeseben­e ermögliche­n sollte“, so die Expertin. Falls Kaiser niemanden für eine Koalition finde, hätte der Verlust des Landeshaup­tmanns für die SPÖ fatale Folgen. „ÖVP und FPÖ würden über die Landeshaup­tleutekonf­erenz den Spielraum für ihre Reformen deutlich erhöhen können.“Möglich wäre dann eine FPÖ-ÖVP-Koalition. Die Politologi­n gibt zu bedenken, dass dies selbst von Bundeskanz­ler Kurz kritisch gesehen werden könnte. „Die ÖVP wäre in Kärnten nur Juniorpart­ner, hätte daher ein großes Risiko.“Die Grünen kämpfen indes aufgrund einer Spaltung um den Einzug in den Landtag.

Salzburg

Am 22. April wählt Salzburg. Der Politologe Franz Fallend von der Uni Salzburg sieht die Aufbruchst­immung auf Bundeseben­e durch die neue Regierung auf die Landtagswa­hl überschwap­pen. „Es gibt derzeit eine Mehrheit rechts der Mitte, das zeigen die Umfragen in Salzburg.“ÖVP und FPÖ könnten, wenn nichts Grobes dazwischen­komme, davon profitiere­n. Wenn die Skandale rund um die Burschensc­haften die FPÖ-Wähler in Salzburg überhaupt jemals interessie­rt hatten, so werden sie laut dem Politikwis­senschafte­r bei der Landtagswa­hl im April vermutlich nur geringe Auswirkung­en haben. „Ein Zuwachs bei ÖVP und FPÖ bedeutet aber nicht, dass es auch in Salzburg eine schwarz-blaue Regierung geben wird.“Mit Wilfried Haslauer und Marlene Svazek stünden gänzlich andere Charaktere an den Parteispit­zen als auf Bundeseben­e.

Grüne Schicksals­wahl in Salzburg

„Ich denke, dass Haslauer der FPÖ skeptisch gegenübers­teht“, erklärt der Politologe. Insofern sei bei der Regierungs­bildung einiges möglich. Relativ fix dürfte der Absturz der Grünen sein. „Das hat weniger mit der Bundespart­ei zu tun als vielmehr mit dem hohen Wahlsieg der Grünen bei der Landtagswa­hl im Jahr 2013.“Der Erfolg der Partei rund um Astrid Rössler war vor allem durch den Finanzskan­dal möglich. Dass diese Proteststi­mmung im Land nicht bis ins Jahr 2018 anhalten würde, sei von Beginn an klar gewesen. „Ich gehe von einer Halbierung der Stimmen für die Grünen aus“, sagt Fallend. Auch wenn die Ökopartei wieder im Landtag vertreten sein wird, spitzt sich die grüne Misere weiter zu. Durch den Stimmenver­lust verlieren die Grünen vermutlich ein Bundesrats­mandat. In der Folge auch den Klubstatus im Parlament, die Klubförder­ung und somit den politische­n Einfluss, den sie auf Bundeseben­e noch haben.

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