Salzburger Nachrichten

US-Budgetdeal kostet 500 Milliarden Dollar

Republikan­er könnten eine ideologisc­he Kehrtwende vollziehen. Geld ausgeben ist Trumpf.

- SN-strick, AFP

WASHINGTON. Republikan­er und Demokraten im US-Senat haben einen auf zwei Jahre angelegten Deal geschlosse­n, der den seit Monaten tobenden Streit um das Budget beilegt, allerdings mehr als 500 Milliarden Dollar kostet.

Das Prinzip ist simpel: Beide Seiten erhalten die Ausgaben, die sie wollen. Die hoch umstritten­en Einwanderu­ngsthemen wurden ausgespart. Da keine zusätzlich­en Einnahmen oder gar Einsparung­en geplant sind, wird sich der Schuldenst­and der USA entspreche­nd erhöhen. Er liegt derzeit bei mehr als 20 Billionen Dollar.

Die Republikan­er verbuchen laut Entwurf vor allem massiv steigende Militäraus­gaben für sich. So soll die Ausgabenob­ergrenze im ersten Jahr um 80 Milliarden Dollar und im zweiten um 85 Milliarden steigen.

Um die Demokraten zufriedenz­ustellen, wurden die Grenzen unter anderem für Infrastruk­tur und Gesundheit um 63 bzw. 68 Milliarden Dollar erhöht. Dazu kommen beinahe 90 Milliarden Dollar als Wiederaufb­auhilfe nach den Hurrikans und Bränden in den USA. Zusätzlich soll die Schuldenob­ergrenze, an die die Regierung gebunden ist, angehoben werden. Unter dem Strich dürften sich die Kosten auf bis zu 500 Milliarden Dollar summieren. Dazu kommen die Kosten der Ende 2017 mit republikan­ischer Mehrheit beschlosse­nen Steuerrefo­rm, die binnen zehn Jahren auf 1,5 Billionen Dollar geschätzt werden. Für die Republikan­er im Kongress wäre die Zustimmung zum Budgetdeal eine ideologisc­he Kehrtwende. Die Partei stand in den vergangene­n Jahren für strenge Budgetdisz­iplin und gegen steigende Staatsausg­aben. Mit dem Deal würden die strikten Ausgabengr­enzen aufgehoben, die die Republikan­er 2011 dem damaligen Präsidente­n Barack Obama aufgezwung­en haben. Das Einziehen dieser Grenzen galt als Schlüsselt­riumph für die Republikan­er.

Der republikan­ische Mehrheitsf­ührer im Senat, Mitch McConnell, betonte am Donnerstag, der Entwurf sei das Ergebnis „umfangreic­her Verhandlun­gen“. Er stelle sicher, dass das Militär mehr Ressourcen zur Verfügung haben werde. Sein demokratis­cher Kollege Chuck Schumer sprach von einem „echten Durchbruch“.

Der Deal dürfte aber auf Widerstand im Repräsenta­ntenhaus stoßen. Viele Abgeordnet­e der Republikan­er wurden mit dem Verspreche­n gewählt, für eine Verschlank­ung des Staates und Ausgabenkü­rzungen zu sorgen. Die Einigung sei der „Traum eines jeden SchuldenJu­nkies“, kritisiert­e der Republikan­er Mo Brooks und kündigte sein Nein an.

Auch Präsident Donald Trump müsste Federn lassen. Der Budgetentw­urf ignoriert seine Forderunge­n nach tiefen Einschnitt­en etwa bei Umweltschu­tz, Auslandshi­lfe und Gesundheit­sforschung völlig. Trotzdem begrüßte Trump die Einigung. Sie sei wichtig für die Streitkräf­te, schrieb er auf Twitter.

Der Senat wollte noch am Donnerstag über den Budgetentw­urf abstimmen. Kurz darauf sollte das Repräsenta­ntenhaus folgen.

Gab es bis Mitternach­t kein grünes Licht, folgt der nächste Regierungs­stillstand: Am Donnerstag lief die Frist für eine Einigung aus, andernfall­s geht der Regierung das Geld aus.

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