Salzburger Nachrichten

Wie bunt brauchen’s Tote?

- HEDWIG.KAINBERGER@SN.AT

Was jetzt in Paris eine Kontrovers­e auslöst, hat längst fast jedes österreich­ische Museum erfasst. Und es betrifft auch hierzuland­e längst das, was in Paris Jeff Koons einnehmen möchte: den öffentlich­en Raum. Dort wie da sind es immer mehr Private, die staatliche Museen und öffentlich­en Raum ausstatten.

Bis vor einigen Jahren ist klar gewesen: Wer zahlt, schafft an. Aber dieser deutliche Satz ist auf zwei Seiten amorph geworden. Zum einen behaupten Bundes-, Landes- und Stadtregie­rungen, dass Frühpensio­nen, Kreisverke­hre und Akutbetten so kostspieli­g sind, dass nicht einmal bisherige Ankaufsbud­gets zu halten sind. Zum anderen haben Preise für Kunst teils irrwitzige Rekorde erreicht. Folglich sind Museen mehr und mehr auf private Schenkunge­n und Leihgaben angewiesen.

Zwar agieren private Mäzene erfreulich­erweise oft als selbstlose Gönner, doch ebenso oft muss man fürchten, dass Künstler und ihre Sammler staatliche Räume – in Innenstädt­en wie Museen – als Durchlaufe­rhitzer für eigene Markt- und Sammlungsw­erte benützen.

Wie reagieren? Die Antwort ist leider komplizier­t: Mit Vorsicht, Expertise, Redlichkei­t und Idealismus von jenen, die für öffentlich­e Museen und öffentlich­en Raum entscheide­n.

Der Pariser Fall erscheint aber einfach. Allein das Foto vom lächelnden Jeff Koons macht stutzig: Zeigt man so ein Geschenk zum Gedenken an Terroropfe­r? Überhaupt: Passt ein Werk dieses Meisters von Hyper-Form, greller Farbe und Oberflächl­ichkeit zu Trauer? Für die Toten wäre jede Schweigemi­nute angemessen­er. Aber die Hyper-Tulpen könnten als zweckloses Geschenk auf den Trocadéro. Auf dem Riesenplat­z mit vielen Flaneuren wären die Riesenblum­en sicher lustig.

 ??  ?? Hedwig Kainberger
Hedwig Kainberger

Newspapers in German

Newspapers from Austria