Wie bunt brauchen’s Tote?
Was jetzt in Paris eine Kontroverse auslöst, hat längst fast jedes österreichische Museum erfasst. Und es betrifft auch hierzulande längst das, was in Paris Jeff Koons einnehmen möchte: den öffentlichen Raum. Dort wie da sind es immer mehr Private, die staatliche Museen und öffentlichen Raum ausstatten.
Bis vor einigen Jahren ist klar gewesen: Wer zahlt, schafft an. Aber dieser deutliche Satz ist auf zwei Seiten amorph geworden. Zum einen behaupten Bundes-, Landes- und Stadtregierungen, dass Frühpensionen, Kreisverkehre und Akutbetten so kostspielig sind, dass nicht einmal bisherige Ankaufsbudgets zu halten sind. Zum anderen haben Preise für Kunst teils irrwitzige Rekorde erreicht. Folglich sind Museen mehr und mehr auf private Schenkungen und Leihgaben angewiesen.
Zwar agieren private Mäzene erfreulicherweise oft als selbstlose Gönner, doch ebenso oft muss man fürchten, dass Künstler und ihre Sammler staatliche Räume – in Innenstädten wie Museen – als Durchlauferhitzer für eigene Markt- und Sammlungswerte benützen.
Wie reagieren? Die Antwort ist leider kompliziert: Mit Vorsicht, Expertise, Redlichkeit und Idealismus von jenen, die für öffentliche Museen und öffentlichen Raum entscheiden.
Der Pariser Fall erscheint aber einfach. Allein das Foto vom lächelnden Jeff Koons macht stutzig: Zeigt man so ein Geschenk zum Gedenken an Terroropfer? Überhaupt: Passt ein Werk dieses Meisters von Hyper-Form, greller Farbe und Oberflächlichkeit zu Trauer? Für die Toten wäre jede Schweigeminute angemessener. Aber die Hyper-Tulpen könnten als zweckloses Geschenk auf den Trocadéro. Auf dem Riesenplatz mit vielen Flaneuren wären die Riesenblumen sicher lustig.