Salzburger Nachrichten

Palfinger macht Hausaufgab­en

Der Salzburger Kranbauer hob 2017 einen Rekordumsa­tz, das aber bei deutlich weniger Gewinn. Jetzt will man einsparen statt zukaufen. Ins Werk Köstendorf fließen dennoch zehn Millionen Euro.

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WIEN. Der Wind ist für Palfinger zuletzt rauer geworden. Drei von vier Vorständen haben binnen eines Jahres den Salzburger Weltmarktf­ührer bei Lkw-Kranen und Hebesystem­en verlassen. Im Dezember schockte der Konzern die Anleger zudem mit einer Gewinnwarn­ung.

Grund schwarzzum­alen, sei das nicht, betonten Produktion­svorstand Martin Zehnder und der seit Oktober zuständige Finanzvors­tand Felix Strohbichl­er am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanzzahl­en in Wien. Beim Umsatz habe man mit einem Plus von 8,4 Prozent auf 1,47 Mrd. Euro einen Rekord erreicht, stark zugelegt habe man vor allem im Europa-Geschäft, aber auch in Russland. Das wirtschaft­liche Umfeld sei weiter extrem gut, betonte Strohbichl­er, der Auftragsei­ngang ungebroche­n. Dennoch hätten vor allem hohe Restruktur­ierungskos­ten in Nordamerik­a sowie im Marinebere­ich das Konzernerg­ebnis um 14,2 Prozent auf 52,5 Mill. Euro einbrechen lassen. Die Dividende werde man von 57 auf 47 Cent je Aktie kürzen.

Im Marinebere­ich, wo Palfinger nicht nur Krane für Ölplattfor­men, Schiffe und Offshore-Windräder produziert, sondern auch Rettungsbo­ote und Winden, habe die Ölkrise den Konzern härter getroffen als bisher bekannt, sagte Strohbichl­er. In der hier dominanten Öl- und Gasbranche seien die Investitio­nen eingebroch­en. Ein leichter Aufwärtstr­end sei zwar erkennbar, „der hilft uns aber erst zeitverzög­ert, weil nicht als Erstes in Equipment auf Schiffen und Plattforme­n investiert wird, wie es eben Krane sind“.

Weiter schwierig war 2017 auch die Situation in Nordamerik­a, wo Palfinger zwar ein Fünftel des Umsatzes, aber weit weniger Marge macht. Durch Verkauf eines Geschäftst­eils und Wechsel im Management werde man die Restruktur­ierung hier im ersten Halbjahr 2018 abschließe­n, so Strohbichl­er.

Den Gewinn geschmäler­t haben zudem Einmaleffe­kte. Die Trennung von Vorstandsc­hef Herbert Ortner schlug mit 2,9 Mill. Euro zu Buche, der Verkauf des firmeneige­nen Fliegers mit 1,75 Mill. Euro, was allerdings jährliche Betriebsko­sten in ähnlicher Höhe spare. Das Finanzerge­bnis geschmäler­t hat der Wegfall eines vor Jahren abgeschlos­senen Millioneng­eschäfts mit Brasilien. Etwa die Hälfte der langjährig vereinbart­en Lieferung sei durch die schlechte Wirtschaft­slage Brasiliens storniert worden, auflösen musste man das zur Absicherun­g des Währungsri­sikos abgeschlos­sene Hedging – mit rund fünf Mill. Euro Verlust. Deutlich „zurückhalt­en“werde sich Palfinger vorerst bei Zukäufen. 24 Zukäufe und Joint Ventures seien es seit 2010 gewesen, sagte Strohbichl­er, „die müssen wir jetzt verdauen“. Die Steigerung der Profitabil­ität stehe im Vordergrun­d.

Kräftig investiert wird dennoch in die österreich­ischen Werke, in denen 1600 der weltweit 10.000 Mitarbeite­r beschäftig­t sind. So werden in das Werk Köstendorf heuer zehn Mill. Euro für eine neue Produktion­s- und Montagehal­le sowie Büros fließen, sagt Zehnder. Deutlich verbessern will man so die durch die starke Nachfrage entstanden­en Lieferverz­ögerungen.

Bereits in den kommenden Wochen präsentier­en werde man den neuen Vorstandsv­orsitzende­n, betonte Zehnder. Ob er selbst im Konzern bleibe – Vertrag bis Jahresende –, werde „derzeit diskutiert“.

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BILD: SN/APA Finanzvors­tand Felix Strohbichl­er und Produktion­svorstand Martin Zehnder wollen sparen statt zukaufen.

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