Startschwierigkeiten für die Winterspiele der Vereinigung
Hohe Ticketpreise und die klirrende Kälte werfen einen Schatten auf die heutige Eröffnungsfeier.
Bevor am Samstag (8.15 Uhr MEZ) die Langläuferinnen rund um die Radstädterin Teresa Stadlober mit dem Skiathlon die Medaillenjagd (insgesamt 102 Edelmetall-Entscheidungen in 15 Sportarten) eröffnen werden, ist heute, Freitag (12 Uhr MEZ), das herausgeputzte Olympiastadion im Alpensia Ski Resort Schauplatz der Eröffnungsfeier der Winterspiele 2018.
Um satte 66 Millionen Euro wurde eine „mobile“, 35.000 Zuschauer fassende Arena errichtet, die nach den Paralympics wieder ins Nirvana verabschiedet werden wird. Ein ziemlich teurer Spaß. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die „Opening Ceremony“– gut drei Autostunden von der südkoreanischen Metropole Seoul entfernt – nicht einmal restlos ausverkauft ist. Gestern waren noch Hunderte Karten zum Preis von 600.000 bis 1,5 Millionen Won (umgerechnet 449 bis 1122 Euro) zu haben. Das ist schlicht und einfach zu teuer, auch wenn auf die Fans angesichts der klirrenden Kälte „Goodies“warten: eine Decke, ein Heizkissen und Wärmepads für Hände und Füße.
Damit die Athleten – 2925 aus 92 Nationen sind akkreditiert – die eineinhalbstündige Veranstaltung einigermaßen unversehrt überstehen, gibt es die offizielle Anweisung, „sich möglichst viel zu bewegen“. Schutzplanen gegen den eisigen Wind sind montiert, darüber hinaus 27 Wärmezonen und 40 mobile Heizstrahler installiert worden. Vielleicht wird den Menschen ja angesichts der politischen Dimension dieser Veranstaltung warm ums Herz. „Passion. Connected“lautet das Motto dieser Spiele. Zu Deutsch: „Leidenschaft. Verbunden“. Das trifft durchaus zu. Vor allem im geteilten Korea. EishockeySpielerinnen aus Nord und Süd bilden eine gemeinsame Olympiamannschaft, bei der Eröffnungsfeier werden beide Delegationen unter der „Vereinigungsflagge“und der Bezeichnung „Korea“mit jeweils einem Fahnenträger aus beiden Staaten das Stadion betreten.
Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un schickt seinen Sportminister Kim Il Guk und kündigt auch das Erscheinen seiner Schwester Kim Yo Jong an. Nicht zu vergessen auf 26 Taekwondo-Sportler und 200 Cheerleader aus dem Norden, die mit Pelzmänteln und Fellmützen in Pyeongchang aufgetaucht sind. Das klingt zumindest versöhnlich und um Annäherung im KoreaKonflikt bemüht. Schon allein deshalb sind die 23. Winterspiele – übrigens die dritten in Ostasien nach Sapporo 1972 und Nagano 1998 – speziell. Sie machen die Südkoreaner stolz, weil sie jetzt zum erlesenen Kreis jener fünf Nationen gehören, die die vier wichtigsten Sportereignisse (Olympische Sommerund Winterspiele, Fußball-WM, Leichtathletik-WM) zu Gast hatten. Zuvor schafften das Frankreich, Deutschland, Italien und Japan. Den Super Bowl werden sie alle nie bekommen, der bleibt den Amerikanern, die deshalb unter den Top 5 fehlen, weil sie erst 2021 erstmals Leichtathletik-Weltmeisterschaften (in Eugene/Oregon) ausrichten werden. Kaum zu glauben.
Die Debütanten in Pyeongchang sind Ecuador (Langlauf), Eritrea (Ski alpin), der Kosovo (Ski alpin), Malaysia (Eiskunstlauf, Ski alpin), Nigeria (Bob, Skeleton) und Singapur (Shorttrack, Eisschnelllauf). Auch wenn sie wohl nicht gewinnen werden: Der Applaus ist ihnen schon heute sicher.