Frühschoppen im Gemeindeamt?
Lungauer Kleingemeinde plant in ihrem Neubau ein kleines Gastlokal.
Die kleine Lungauer Gemeinde Lessach mit ihren 570 Einwohnern hat normalerweise ein Jahresbudget von rund 1,3 Millionen Euro. Heuer sind es mehr als drei Millionen. Der Grund für die „Explosion“? Lessach baut ein neues Gemeindeamt samt Veranstaltungssaal – ein Jahrhundertprojekt für den kleinen Ort.
Das Vorhaben könnte nebenbei ein brennendes Problem lösen oder zumindest lindern: Lessach hat seit Jahren kein einziges Gasthaus mehr, sieht man von drei Jausenstationen im Sommer ab. Nun will die Gemeinde die Gelegenheit beim Schopf packen. Den Veranstaltungsraum mit bis zu 130 Sitzplätzen im Neubau soll ein kleiner Barbereich ergänzen. Die Gemeindepolitik stelle sich eine Art Tagescafé vor, erklärt Bürgermeister Peter Perner (ÖVP). „Das Ziel der Gemeinde ist, dass ein Gastwirt von außerhalb das Lokal mitbetreibt.“Dann gäbe es wenigstens am Wochenende auch wieder eine Einkehr zum Frühschoppen. Die Chance, dass ein altes Gasthaus wiederbelebt werden kann, besteht auf absehbare Zeit nicht. Die Lösung mit der Gemeinde ist derzeit also die einzige Chance. Voraussetzung ist, dass sich ein Betreiber findet. Die Gemeinde selbst werde keine Gastwirtschaft betreiben, sagt der Ortschef auf SN-Anfrage.
Für die Kleingemeinde ist das Projekt ein riesengroßer finanzieller Brocken, aber mit Unterstützung des Landes und des Gemeindeausgleichsfonds zu stem- men. Die Höhe der Förderungen wird erst genau festzulegen sein. Die Errichtungskosten sind mit zirka zwei Millionen Euro veranschlagt. Der Neubau wird baulich an das Volksschulgebäude angebunden und dort das etwa 40 Jahre alte Heizungssystem modernisiert. Geheizt wird auch in Zukunft mit Hackschnitzeln.
Für die Barrierefreiheit der Schule würden eine Rampe und ein Aufzug entstehen, sagt Perner. Für die Bauabwicklung ist die Salzburg Wohnbau verantwort- lich. Unter fünf eingeladenen Architekten kristallisierte sich das Grazer Studio WG 3 als Sieger heraus. Die Grazer haben übrigens auch das neue Gemeindezentrum in St. Martin am Tennengebirge (Pongau) geplant.
Der Baubeginn ist heuer für Ende Juni oder Anfang Juli geplant. „Die Anbindung an die Schule muss sich in den Ferien ausgehen“, so der Bürgermeister. Das Gesamtbauvorhaben soll dann bis August 2019 fertig sein. Das aus Mitte der 50er-Jahre stammende Gemeindeamt bleibt erhalten. Es soll künftig vor allem die Bücherei beherbergen.
Die Volksschule muss im laufenden Schuljahr ausnahmsweise einklassig geführt werden, weil die Schülerzahl unter 20 (auf 19) gesunken ist. „Aber in den nächsten Jahren werden es sicher wieder zwei Klassen mit insgesamt etwa 25 Schülern sein“, sagt Perner. „Die Schule ist wichtig für das Gemeindeleben.“
Die Einwohnerzahl sei stabil. Zu schaffen macht Lessach, dass es außerhalb von Gemeindeverwaltung, Kindergarten und Schule keine unselbstständig Beschäftigten gibt. Auspendeln ist angesagt. Die Gemeinde selbst hat an Vollzeitarbeitskräften nur zwei: in Amtsleitung und Bauhof.
„Wir planen den Gemeindesaal mit einem Tagescafé.“