Täter können sich nicht mehr sicher fühlen
Ist eine Vergewaltigung nicht mehr der Rede wert, nur weil sie bereits vor 50 Jahren begangen worden ist? Können sich die Verantwortlichen eines Unternehmens oder einer großen Sportorganisation mit dem Hinweis aus der Verantwortung stehlen, sie seien „damals“noch nicht dabei gewesen? Wäre es nicht überhaupt besser, diese unangenehmen Geschichten endlich auf sich beruhen zu lassen? Motto: „Das war eine andere Zeit, damals.“
Die Grausamkeiten, die jungen Frauen und Männern im sportlichen, kirchlichen, kulturellen, schulischen, betrieblichen, familiären oder in welchem Umfeld auch immer angetan worden sind, verjähren irgendwann einmal strafrechtlich. Aber niemals moralisch. Das ist der Grund, warum sexuelle Gewaltdelikte, wie sie jetzt wieder im Umfeld des alpinen Skisports ruchbar geworden sind, selbst nach Jahrzehnten noch aufgezeigt werden müssen. Unsere Gesellschaft ist insgesamt betroffen. Sie muss sich zu ihren dunklen Seiten bekennen, mögliche Fehler eingestehen und Konsequenzen daraus ziehen. Die Zeit der Ausreden und Vertuschungsversuche ist vorbei.
Die Kirche hat – freilich unter größtem öffentlichen Druck – als Erste gehandelt, ihre Schuld eingestanden und die Opfer, so gut es ging, entschädigt. Und sie hat sich bei ihnen entschuldigt. Das zählt für die Betroffenen mehr als Geld.
Heute treffen die Vorwürfe ehemalige Funktionäre des Skiverbands. Morgen werden möglicherweise andere „Stützen“der Gesellschaft entlarvt werden. Lang haben sich Täter ohne Angst vor Enttarnung sicher fühlen können. Diese Zeiten sind vorbei.