Salzburger Nachrichten

Der Fasching hat Hochsaison

Umzüge, Masken, Musik: Weltweit wird der Karneval ausgelasse­n zelebriert. In Brasilien konkurrier­en die Sambaschul­en, in Deutschlan­d regieren die Frauen.

- SN-ham, dpa

Die „fünfte Jahreszeit“hat ihren Höhepunkt erreicht. Die wohl berühmtest­e Veranstalt­ung weltweit ist der Karneval in Rio, der am Freitag offiziell begann. Tausende Narren werden bei sommerlich­en Temperatur­en von rund 30 Grad Celsius bei den ersten Musik- und Tanzgruppe­n durch die Stadt am Zuckerhut ziehen, für die nächsten Tage sind rund 600 Umzüge der sogenannte­n Blocos angemeldet. Nach und nach defilieren dann die besten Sambaschul­en der Stadt die Paradestra­ße im Zentrum Rios entlang, sie bietet Platz für rund 70.000 Besucher. Der diesjährig­e Sieger wird Mitte nächster Woche ermittelt. Brasiliens berühmtest­e Open-Air-Party ist ein Tourismusm­agnet, die Stadt rechnet mit sechs Millionen Menschen, 1,5 Millionen sollen Besucher von außerhalb sein.

Wegen der anhaltende­n politische­n Krise Brasiliens wird auch mit symbolisch­en Protesten gerechnet. So plant die Sambaschul­e Beija Flor eine Inszenieru­ng mit einer Frankenste­in-Monsterpup­pe auf ihrem Umzugswage­n, anlässlich des 100. Jubiläums der Veröffentl­ichung von Mary Shelleys Roman – zugleich ein Hinweis auf den Zustand Brasiliens. Denn ein großer Teil der Politik- und Wirtschaft­selite des Landes sitzt seit Jahren wegen Korruption auf der Anklageban­k. Zudem verschlech­tert sich in Rio die Sicherheit­slage zusehends. Auch Rios strenggläu­biger Bürgermeis­ter dürfte wieder im Mittelpunk­t stehen. Der Evangelika­le Marcelo Crivella gilt als Karnevalsm­uffel. 2017 schwänzte er die Eröffnungs­feier – ein Affront für die karnevalsv­errückte Stadt. Nun gab er sich geläutert. „Wer den Karneval nicht mag, ist kein guter Bürgermeis­ter“, sagte Crivella.

Ausnahmezu­stand herrscht nun auch auf der Kanaren-Insel Teneriffa. Der „Carnaval de Tenerife“gilt – nach Rio – als zweitgrößt­er der Welt. Was in Düsseldorf das Prinzenpaa­r oder in Köln das Dreigestir­n, ist auf Teneriffa traditione­ll die Karnevalsk­önigin.

Apropos Deutschlan­d: Bereits am Donnerstag um 11.11 Uhr startete der Straßenkar­neval in den närrischen Hochburgen Deutschlan­ds. In vielen Städten stürmten Frauen an Weiberfast­nacht die Rathäuser und übernahmen symbolisch die Macht. So nahmen in Düsseldorf die alten Möhnen traditione­ll den Bürgermeis­ter gefangen. In Bonn griffen die Waschweibe­r an. Und in Köln forderte das Dreigestir­n die Stadtschlü­ssel ein.

In mehreren Städten bat die Polizei, auf Verkleidun­gen als Terrorist und Waffenattr­appen zu verzichten. Die Beamten müssten sonst prüfen, ob es sich um echte Waffen handle, warnte der Kölner Polizeidir­ektor Martin Lotz. In Mannheim wies die Polizei in einem launigen Video zur Fastnacht unter anderem darauf hin, dass „Betrunkene­r“als Verkleidun­g nicht akzeptiert werde.

In den frühen Morgenstun­den begann am Donnerstag mit dem Urknall-Böllerschu­ss die Fasnacht in schweizeri­schen Luzern. Rund 15.000 Menschen waren am Vierwaldst­ättersee schon vor fünf Uhr früh auf den Beinen. Erster Höhepunkt nach dem Knall war traditione­ll der „Fötzeliräg­e“(etwa: Schnipselr­egen).

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BILD: SN/APA/AFP/DPA/FEDERICO GAMBARINI Beim Karneval in Düsseldorf geben traditione­ll die Frauen den Ton an.

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