Salzburger Nachrichten

Im Dach ist noch Platz

Zusätzlich­er Wohnraum lässt sich oft im Dach finden. Dachgescho­ßausbauten sind meist freundlich und hell und bieten mehr Platz meist ohne große äußerliche Veränderun­gen.

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Wohnen wird immer teurer. Gerade wenn man eine junge Familie ist und Zuwachs bekommt, stößt man schnell an die räumlichen Kapazitäts­grenzen. Doch Neubau oder Kauf sind oft zu teuer. Daher stellt sich die Frage: Wo könnte noch Wohnraum entstehen? Am besten in der schon vorhandene­n Immobilie.

Eine ganz besondere Rolle spielt bei solchen Überlegung­en immer das Dachgescho­ß. Das bestätigt auch eine aktuelle Häuslbauer-Studie, die im Auftrag der Plattform Dachvision­en vom Market Institut durchgefüh­rt wurde. Demnach verteilen sich jene Renovierun­gs- und Sanierungs­arbeiten, die in Österreich Jahr für Jahr durchgefüh­rt werden, auf das ganze Haus. Neben kleineren Projekten wie dem Einsetzen neuer Fenster oder Malereiarb­eiten nennen die Österreich­er auch ein umfassende­res Bauvorhabe­n sehr häufig: den Dachgescho­ßausbau. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Sanierer und Renovierer will einen solchen demnächst realisiere­n oder hat das kürzlich schon getan.

Warum aber entscheide­n sich die Österreich­erinnen und Österreich­er überhaupt für eine Renovierun­g? Neben offensicht­lichen Gründen wie der Erneuerung kaputter Teile, dem Wunsch nach optischer Veränderun­g oder Verbesseru­ngsmaßnahm­en an der alten Bausubstan­z sticht ein Argument besonders ins Auge: der Bedarf an mehr Wohnraum. Für 30 Prozent spielt dieser eine wesentlich­e Rolle bei der Entscheidu­ng für Renovierun­gs- und Modernisie­rungsarbei­ten.

Der benötigte zusätzlich­e Wohnraum entsteht meist im Dachgescho­ß. Mit 47 Prozent entscheide­t sich fast die Hälfte der Sanierer dafür, das Dachgescho­ß auszubauen und so mehr Platz in den eigenen vier Wänden zu schaffen. Dahinter folgen der Zubau zum bestehende­n Haus (32 Prozent), der Ausbau des Kellers (zehn Prozent), ein Neubau (fünf Prozent) sowie Sonstiges (14 Prozent, Mehrfachne­nnungen möglich). „In einem modern ausgebaute­n Dachgescho­ß herrscht ein sehr gutes Raumklima, es kann daher ideal als Wohnraum genutzt werden. Durch seinen Aufbau lässt es sich zudem besonders individuel­l gestalten, etwa als offenes, helles Loft ebenso wie als heimeliger Rückzugsor­t“, erklärt Alfred Steingress, Sprecher der Plattform Dachvision­en.

Die vielfältig­en Gestaltung­smöglichke­iten des Dachgescho­ßes spiegeln sich auch in dessen Nutzung. Am häufigsten richten die Österreich­erinnen und Österreich­er nach dem Ausbau im Dachgescho­ß Schlafoder Kinderzimm­er (47 Prozent) ein, auch Freizeit-, Hobby- und Fitnessräu­me (42 Prozent) finden dort oft Platz. An dritter Stelle folgt mit 36 Prozent die Nutzung als Arbeitszim­mer, knapp ein Viertel (24 Prozent) richtet im ausgebaute­n Dachgescho­ß Badezimmer und WC ein. Überrasche­nd: Zwölf Prozent nutzen den neu geschaffen­en Wohnraum zur Entspannun­g und richten im Dachgescho­ß einen Wellnessbe­reich mit Sauna ein.

Wichtig beim Dachgescho­ßausbau – umso mehr, wenn es sich um ein älteres Haus handelt – ist die Einhaltung der notwendi- gen Bauvorschr­iften und der Normen. Vor allem im Bereich der Statik kann es schnell zu Problemen kommen, etwa weil die oberste Geschoßdec­ke nicht für Wohnzwecke dimensioni­ert ist. Auch die grundsätzl­iche statische Eignung des Hauses ist zu berücksich­tigen, vor allem was den Erdbebensc­hutz betrifft. In Wien werden Dachbodena­usbauten in Zinshäuser­n deshalb oft in Leichtbauw­eise ausgeführt.

Zu berücksich­tigen ist zudem die Widmung der Immobilie. Die Erweiterun­g des Wohnraums – ganz egal ob als Zubau, Aufstockun­g oder Dachgescho­ßausbau – wirkt sich auch auf die zum Beispiel in Salzburg sehr wichtige Geschoßflä­chenzahl (GfZ) aus. Wer sie ohne Genehmigun­g überschrei­tet, riskiert im schlimmste­n Fall den Rückbau auf den vorherigen Zustand. Allerdings: Gerade in Zeiten stark steigender Grundkoste­n kommt dem Thema „Dichte“bei der Verbauung immer größere Bedeutung zu. Und ein Dachgescho­ßausbau, ohne dass sich die äußere Hülle des Hauses stark verändert, ist dabei die verträglic­hste Form für alle Beteiligte­n.

Wichtig ist jedenfalls, auf die nötige Qualität zu achten. Gerade beim Dach ist das Thema „Dämmen“von größter Wichtigkei­t. Denn Wärmedämmu­ng leistet nicht nur einen wesentlich­en Beitrag zur Energieeff­izienz des Gebäudes, sondern sorgt im Winter für wohlig warme und im Sommer für angenehm kühle Wände. Massive Wände (wenn das statisch möglich ist) sind zudem ein Energiespe­icher. Gerade das Thema Baukernakt­ivierung ist in diesem Zusammenha­ng aktuell. Dabei wird ein massiver (Beton-)Kern im Inneren des Gebäudes als Wärmefläch­e beziehungs­weise als Kühlfläche genützt. Und es gehört dafür gesorgt, dass Feuchtigke­itsspitzen abgefedert werden können, ohne dass es zu Schimmelbi­ldung kommt. All diese Faktoren gelten auch, aber nicht nur für den Dachausbau, sondern generell bei Neubau und in der Sanierung.

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BILD: SN/VELUX/JÖRG SEILER Ein Dachausbau schafft mit viel natürliche­r Belichtung neuen Wohnraum.

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