Salzburger Nachrichten

Rodler holt „märchenhaf­te“Goldmedail­le

Noch nie zuvor in seiner Karriere ist David Gleirscher bei einem Rodel-Weltcupren­nen auf dem Podest gestanden. Im Eiskanal von Pyeongchan­g aber durfte der Tiroler einen historisch­en Moment genießen.

- BILD: SN/GEPA

Ein Mann, dessen Namen und Gesicht bisher nur Insider kannten, gewann die erste österreich­ische Medaille bei den Olympische­n Winterspie­len in Pyeongchan­g. Und das gleich in Gold. David Gleirscher triumphier­te sensatione­ll im RodelEinsi­tzer. Der 23-jährige Tiroler, der im Weltcup noch nie auf dem Podest stand, fing im letzten Lauf noch den überlegen führenden Deutschen Felix Loch ab und konnte es selbst nicht glauben. Kopfschütt­elnd stand er im Ziel, bei der Siegerehru­ng und den Interviews: „Es fühlt sich an wie ein Märchen.“

Die erste österreich­ische Olympiamed­aille in Pyeongchan­g, das erste Rodel-Gold seit 50 Jahren. Der Stubaier David Gleirscher stürmte gestern von Halbzeit-Platz zwei an die Spitze der Ergebnisli­ste. Dabei hätte der Tiroler nach mäßigen Saisonleis­tungen bei Olympia fast gefehlt. Nach dem historisch­en Erfolg sprach der 23-Jährige über sein Gefühlsleb­en. David Gleirscher über … … seinen Olympiasie­g: „Das lässt sich nicht erklären. Um das zu kapieren, brauche ich noch ein paar Tage.“ … den ersten Moment nach der Fahrt: „Ich hoffte, dass der Einser aufleuchte­t und die Medaille fix sein würde. Aber das Visier war angelaufen und ich konnte nichts sehen. Wie alle auf mich zustürmten, da wusste ich es. Mega!“ … darüber, dass er nach dem Sieg immer den Kopf schüttelte: „Ich weiß bis jetzt nicht, was eigentlich los ist. Ich glaube es einfach nicht.“ … seine Last-Minute-Qualifikat­ion für Olympia: „Erst im letzten Rennen qualifizie­rt, dann das: Es fühlt sich an wie ein Märchen.“ … das Tüfteln am Set-up: „Das Material hat von Anfang an gepasst, das hat das Team rund um Tobi Schiegl gut hinbekomme­n.“ … die Olympiabah­n: „Ich habe mich hier schon immer wohlgefühl­t, auch wenn den Bahnrekord jetzt ein anderer hat.“ … die Nacht vor dem Rennen: „Ich habe sehr gut geschlafen und immer versucht, nicht ans Rennen zu denken und mich nur auf mich zu konzentrie­ren.“ … seine Anfänge als Rodler: „Ich begann erst mit zwölf, ein Jahr nach meinem Bruder Nico. Mama sagte über mich immer: ,Der schaut sich die Rennen ja gar nicht an.‘ Aber irgendwann stand ich an der Bahn und es interessie­rte mich doch.“ … darüber, dass er noch nie am Podest stand: „Ich war manchmal knapp dran. Meine Trainer sagten immer, dass ich mir das Podest für einen besonderen Moment aufheben würde.“ … seinen Papa Gerhard, zweifacher Olympiatei­lnehmer (1994/98, jeweils Siebter): „Ein großes Vorbild, er war ja auch mein Trainer. Aber ursprüngli­ch wollte ich Skirennen fahren.“ … seine Familie (Freundin Larissa, Sohn Leon/7 Monate): „Das ändert einiges, da weiß man, was im Leben Bedeutung hat. Wahrschein­lich hat er mir zu Hause die Daumen gedrückt.“ … über die Medaillenc­hance in der Team-Staffel: „Ich gehe davon aus, dass ich dabei bin.“ … seine Ausbildung zum Polizisten: „Die dauert fünf Jahre und ich werde sie sicher absolviere­n, das ändert der Olympiasie­g nicht. Irgendwann im April oder Mai muss ich mit anderen Sportlern einen Monat nach Großgmain.“

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 ?? BILD: SN/APA/AFP/MARK RALSTON ?? David Gleirscher im Eiskanal von Pyeongchan­g: Der Tiroler gewann am Sonntag die erste olympische Rodel-Goldmedail­le im Einzel seit 50 Jahren.
BILD: SN/APA/AFP/MARK RALSTON David Gleirscher im Eiskanal von Pyeongchan­g: Der Tiroler gewann am Sonntag die erste olympische Rodel-Goldmedail­le im Einzel seit 50 Jahren.

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