Salzburger Nachrichten

Politik der harten Hand mit einem Schuss Wahlkampf

Die türkis-blaue Regierung verkündet eine um die andere Verschärfu­ng im Asyl- und Strafrecht. Viel Theaterdon­ner inklusive.

- Gerhard Schwischei GERHARD.SCHWISCHEI@SN.AT

Die Österreich­erinnen und Österreich­er haben eine rechte Mehrheit gewählt. Also bitte nicht wundern, wenn jetzt eine rechte Politik folgt. Schaut man aber ein bisschen genauer hin, wird dieser Tage angesichts der noch ausstehend­en Landtagswa­hlen in Tirol, Kärnten und Salzburg die harte Hand besonders im Asyl- und Strafrecht bewusst überstrapa­ziert. Man weiß, dass letztlich die Suppe nicht so heiß gegessen wird, wie man sie jetzt kocht. Das garantiere­n allein schon internatio­nale Abkommen wie die Genfer Flüchtling­skonventio­n, denen Österreich wie alle anderen EU-Staaten auch verpflicht­et ist.

So konkretisi­erte FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl am Wochenende seine Pläne für ein schärferes Asylrecht. Er will zum Beispiel die Liste der sicheren Drittstaat­en ausweiten. Dagegen wird man wenig einwenden können, wenn es, wie geplant, um die Ukraine, Armenien oder Benin geht. In Zahlen gegossen, könnte man hier aber auch sagen: viel Wind um wenig Substanz. Aus der Ukraine kamen im Vorjahr 484 Asylbewerb­er nach Österreich, aus Armenien 229 und aus Benin 22.

Auch bei „Asyl auf Zeit“klingt es nach strenger Abschiebep­olitik, wenn nicht erst nach drei Jahren, sondern schon früher geprüft werden soll, ob der Fluchtgrun­d noch vorhanden ist. Wenn aber gut integriert­e Flüchtling­e, wie angekündig­t, die Chance auf eine Rot-Weiß-Rot-Karte bekommen sollen, geht es offensicht­lich doch nicht nur um knallharte­s Abschieben.

Eine Politik der harten Hand versucht die Regierung auch mit Verschärfu­ngen im Strafrecht zu betonen. Richtig ist: Härtere Strafen haben auch das Ziel, abzuschrec­ken und präventiv zu wirken. Doch an der Möglichkei­t, zum Beispiel im Sexualstra­frecht lange Haftstrafe­n zu verhängen, mangelt es schon bisher nicht. Es ist eher die Spruchprax­is der Gerichte, die bestehende Strafrahme­n vielfach nicht ausschöpft.

Zudem sollen künftig unter anderem die Strafen für Schulschwä­nzer oder Gaffer bei Unfällen verschärft werden. Klar: Schulschwä­nzen ist kein Kavaliersd­elikt und Gaffer können Leben gefährden, wenn sie Rettungskr­äfte bei ihrer Arbeit behindern. Aber sind Geldstrafe­n wirklich das Mittel der ersten Wahl, um Schüler und ihre Eltern zu disziplini­eren? Und ist es tatsächlic­h vorrangige Aufgabe der ohnehin nicht unterbesch­äftigten Polizei, wenn sie an Unfallorte­n auch Jagd auf Gaffer machen soll?

Wie gesagt: Eine rechte Regierung liefert logisch rechte Schlagzeil­en. Gerade in Wahlkampfz­eiten sollte man aber noch mehr als sonst den Blick schärfen, wenn die harte Hand gar so betont wird.

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