Salzburger Nachrichten

Wie sich Männer auf beiden Seiten des Atlantiks gleichen

- Martin Stricker MARTIN.STRICKER@SN.AT

Die Problemati­k ist bekannt. Bei Vorwürfen sexuellen Missbrauch­s bis hin zur Vergewalti­gung steht üblicherwe­ise Aussage gegen Aussage. Das liegt in der Natur des Delikts: Bei derartigen Vorfällen pflegt es selten Zeugen zu geben. Zudem wird eine Beweisführ­ung umso schwierige­r, je länger die Tat zurücklieg­t.

Doch abgesehen von aller Sorgfalt, die es gilt, in derartigen Fällen aufzuwende­n, ist ein Verhaltens­muster zu beobachten, das Donald Trump in Washington ebenso zeigt, wie es die Kirchenmän­ner im Vatikan taten oder die Sportmächt­igen in der Skination Österreich: Eine erste, beinahe reflexarti­ge Solidaritä­t wird mit den beschuldig­ten Tätern geübt. Um sie dreht sich vorderhand die Welt. Was, wenn sie – und so viel Glaubwürdi­gkeit kann ein Opfer gar nicht aufbringen – unschuldig sind?

Empathie und Mitgefühl mit betroffene­n Frauen und Mädchen dagegen – Was, wenn die Vorwürfe zutreffen? – ist Männersach­e eher nicht.

Nun ändern sich die Dinge durchaus. Kein Mann würde es etwa mehr wagen, kurze Röcke als Einverstän­dnis für Übergriffe zu bezeichnen, zumindest nicht laut. Doch die TäterOpfer-Umkehr sitzt tief. Es gibt sie nach wie vor. Sie ist nur subtiler geworden.

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