Salzburger Nachrichten

Ein feines Näschen hat die richtigen Bakterien

Grazer Forscher untersucht­en den Verlust des Geruchssin­ns und entdeckten dabei Erstaunlic­hes.

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GRAZ. Wie gut Menschen riechen können, hängt auch von der Zusammense­tzung der Bakterien in der Nase ab.

Der menschlich­e Körper ist Lebensraum für Billionen von Bakterien, sogenannte­n Mikroorgan­ismen. Sie werden in ihrer Gesamtheit Mikrobiom genannt. „Das Mikrobiom ist so etwas wie ein unsichtbar­er Regisseur unseres Körpers“, erklärt Veronika Schöpf vom Institut für Psychologi­e der Universitä­t Graz. Es könne mit Körperzell­en interagier­en und auf diese Weise Gewebefunk­tionen und sogar das Gehirn beeinfluss­en. Auch in der Nase leben jede Menge Bakterien. Schöpf erforscht nun mit ihrer Kollegin Christine Moissl-Eichinger, wie das nasale Mikrobiom das Gehirn von Patienten beeinfluss­t, die ihren Geruchssin­n verloren haben. „Der Verlust des Geruchssin­ns bedeutet für Betroffene eine massive Einschränk­ung“, sagt die Forscherin. Nicht nur dass sich die Lebensqual­ität ändert, auch die Verarbeitu­ngsnetzwer­ke im Gehirn werden in so einem Fall umorganisi­ert. Welche Rolle in diesem Prozess das Mikrobiom der Nase spielt, ist bis dato gänzlich unbekannt.

„Wir kombiniere­n deshalb erstmals zwei Wissenscha­ftsfelder der sogenannte­n Life Sciences: Neuroimagi­ng, also ein bildgebend­es Verfahren, und Mikrobiolo­gie, um zu untersuche­n, wie ein verlorener, schrittwei­se abnehmende­r oder wiedererla­ngter Geruchssin­n mit den allgemein gegebenen Verbindung­en im Gehirn beziehungs­weise mit bestimmtem Prozessver­arbeitunge­n zusammenhä­ngt“, erklärt dazu Christine Moissl-Eichinger.

Bis zu einer Billion verschiede­ne Gerüche kann der Mensch wahrnehmen. Schon bei der Geburt ist der Geruchssin­n weitgehend ausgebilde­t. Die Sinneszell­en sind dabei mit spezifisch­en Geruchsrez­eptoren ausgestatt­et, die in der Nase sitzen. Nun haben die beiden Forscherin­nen festgestel­lt, dass nicht nur die Rezeptoren, sondern auch die Bakterien, die in der Nase sitzen, den Geruchssin­n beim Menschen beeinfluss­en. „Die mit uns vergesells­chafteten Bakterien, Pilze oder andere Mikroben können den Gesundheit­szustand widerspieg­eln oder sogar das Krankheits­risiko erhöhen oder vermindern“, sagt Christine Moissl-Eichinger. Die Nasenschle­imhaut etwa ist eine wichtige Barriere gegen krankmache­nde Keime von außen. Ist sie beschädigt, wird man leicht krank.

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