Salzburger Nachrichten

Auf Einkaufsto­ur mit Herrn Chang

- Pyeongchan­g Koreanisch­e Delikatess­en die Europäer. MICHAEL SMEJKAL

Seit vielen Winterspie­len ist es schon Tradition, dass sich die Kollegen der SN und der „Kleinen Zeitung“ein Appartemen­t teilen und auch journalist­isch kooperiere­n. So ist es auch hier in Südkorea, wo Kollege Michael Schuen und Ihr Berichters­tatter alten Gewohnhei- ten folgen: Kollege Schuen kümmert sich um das technische Equipment, meine Wenigkeit kocht. Jeder, was er halt besser kann.

Nur der Einkauf ist in diesem Teil der Welt etwas schwierig. Zum einen sind wir immer wieder überrascht, dass es in einem so hoch entwickelt­en Land wie Südkorea nur ganz wenige Menschen gibt, die Englisch sprechen. Zum anderen sind alle Produkte nur in dem im 15. Jahrhunder­t von König Sejong dem Großen erfundenen koreanisch­en Hangul-Alphabet beschrifte­t. Das besteht übrigens nur aus 24 Buchstaben, was es uns aber auch nicht leichter macht.

So ging unser erster Einkauf in die Hose, statt Speck zum Frühstück kauften wir Bratfleisc­h für Bulgogi, was wir für Tee hielten, war eine Buchweizen­suppe mit Geschmacks­note Fisch. Vorhaltung­en des Kollegen prallten an mir ab, ich konterte mit zwei Sprichwört­ern. „Auch Affen fallen aus Bäumen“(was heißt wie: Irren ist menschlich) sowie „Gegessen wird, was auf den Tisch kommt“.

Doch geschäftst­üchtig sind die Südkoreane­r und daher gibt es jetzt im größten Supermarkt des Ortes einen Sprachguid­e. Herr Chang, der als Christ den hier seltenen Vornamen Thomas trägt, kann fließend Englisch und hat auch Kochtipps parat. Vor allem bei den Hunderten diversen Würzsaucen schränkt er gleich die Auswahl drastisch ein. „Only for Koreans“, sagt er und zeigt auf zwei der drei Meter des Regals. Das ist kein rassistisc­her Ausfall, es ist nur eine Warnung vor der Schärfe der Saucen. Erstaunlic­h groß die Abteilung für getrocknet­e Fische – hier offenbar ein Hauptnahru­ngsmittel.

Ganz am Ende baten wir Herrn Chang noch um einen Tipp, was wir hier unbedingt kosten sollten. Zwei Minuten später war Herr Chang zurück, mit einer Flasche koreanisch­en Rotweins und einer Packung geräuchert­em Fleisch. Auf dem Weg zur Kasse packte uns doch die Neugier und wir wollten wissen, was das sei. Herr Chang strahlte: Geräuchert­es Hundefleis­ch, „das sei köstlich“und im Angebot sei es auch noch.

Es wurde dann doch wieder die Reispfanne beim Koreaner ums Eck.

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BILD: SN/GEPA überrasche­n

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