Julian Eberhard: „Das ist wirklich nur bitter“
Biathlet Julian Eberhard verpasste Österreichs erste Medaille in Pyeongchang nur um sieben Zehntelsekunden.
Wäre es nicht ohnehin so kalt und windig in Pyeongchang, man hätte fast sagen können, dass das Eis für Österreichs Olympiateam am Brechen war. Denn im Medaillenspiegel präsentierte sich die Bilanz vor dem Biathlon-Sprint noch unterkühlt, wie ein leerer Kühlschrank eben. Doch es taute schon fast, als Julian Eberhard, mit der frühen Nummer fünf ins Rennen gegangen, bei schwierigen Bedingungen ins Ziel kam. Ein Fehler im Stehendschießen war bei dem böigen Wind eine Topleistung, auch läuferisch schien es zu klappen. Doch am Ende war er wieder da, der Kälteschock, fast in der schlimmsten Form: Denn hinter Olympiasieger Arnd Peiffer, der die zweite Biathlon-Goldene für Deutschland holte, und dem sensationellen Tschechen Michal Krčmář (+4,4 Sekunden) holte sich nicht Eberhard Bronze, sondern der Südtiroler Dominik Windisch (+7,7) – um lächerliche sieben Zehntelsekunden war er schneller als Eberhard (+8,4). Und für Eberhard zerbrach eine Welt. „Ich bin angetreten, um zu siegen“, diktierte der Saalfeldner nach dem Rennen. Auf der Loipe, auf der er auch schon das Testrennen gewonnen hatte. Doch es gab einfach zu viele Kleinigkeiten und Pannen: Da war der Stockbruch, nach dem er „zwei- bis dreihundert Meter“als Einstockläufer unterwegs war. Oder eben dieser eine Fehler im Stehendschießen. Und da war vor allem die letzte Abfahrt. Denn 500 Meter vor dem Ziel war der 31-Jährige noch auf dem zweiten Platz gelegen. „Dass ich da im Ziel dann auf einmal Vierter bin, das darf einfach nicht passieren.“Man könnte darin auch eine Kritik in Richtung Material sehen, wenn es denn just bergab nicht für die erhoffte, an diesem Tag vielleicht sogar verdiente Medaille gereicht hat.
Denn die Favoriten öffneten überraschend die Tür: Martin Fourcade, in 15 Sprints zuletzt auf dem Podest, schoss liegend gleich drei Fahrkarten. Und sein großer Konkurrent Johannes Thingnes Bø aus Norwegen schoss auch drei Mal daneben – nur dadurch war der Weg frei für andere. Einer von ihnen hätte an diesem Abend Eberhard sein sollen, doch es blieb nur Blech.
Die anderen Österreicher? Nicht schlecht, aber nicht stark genug. Simon Eder nahm die Schuld mit zwei Fehlern im Stehendanschlag („Da hätte ich einfach mehr korrigieren müssen, weil es bei mir fast windstill war, ganz anders als beim Einschießen“) auf seine Kappe, Dominik Landertinger fehlt nach der langen Verletzungspause und RückenOP noch die Laufform. Und Tobias Eberhard leistete sich liegend praktisch ein Totalversagen („Ich war froh, dass ich dann wenigstens einen getroffen habe – und dass Julian sieben Zehntel fehlen, macht alles noch schlimmer“). Die Möglichkeit, es besser zu machen, haben alle schon heute in der Verfolgung (13 Uhr MEZ). Die Damen starten ihre Verfolgung schon um 11.10 Uhr.