Salzburger Nachrichten

Vernunft soll vor Recht ergehen

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Ich möchte den Redakteure­n Koller und Wörgetter zu ihren äußerst treffenden Analysen zum Thema Abschiebep­raxis gratuliere­n. Als ehrenamtli­cher Integratio­nsarbeiter erlebe ich fast täglich, wie gut integriert­e Flüchtling­e, die erfolgreic­h zur Schule gehen, zu vollster Zufriedenh­eit ihrer Chefs eine Ausbildung absolviere­n oder sich gemeinnütz­ig engagieren, negative Asylbesche­ide bekommen oder vor ihrer Abschiebun­g stehen. Gleichzeit­ig erlebe ich persönlich, wie andere Asylbewerb­er, die oft mehrmals und in manchen Fällen massiv mit dem Gesetz in Konflikt kamen, zum Teil rechtmäßig verurteilt sind, weiterhin „fröhlich“ihr Unwesen treiben können. Ein Tor, wer dahinter System erkennt. Ich kann die Schlussfol­gerungen, dass abgeschobe­n wird, wer am leichteste­n greifbar ist, nur unterschre­iben, genauso wie die Erkenntnis, dass die aktuelle Praxis „kurzsichti­g, grausam und dumm“ist, es sich um eine „volkswirts­chaftliche Idiotie der Sonderklas­se“handelt und den Helfern signalisie­rt wird, dass ihr Einsatz nicht nur sinnlos, sondern eben auch unerwünsch­t ist. Ein minimales Drehen an der Gesetzessc­hraube würde reichen, um den Zustand zu bereinigen. Deshalb muss ich Frau Wörgetter in einem Punkt widersprec­hen: Nicht Gnade, sondern Vernunft soll vor Recht ergehen. Andreas Prause 5630 Bad Hofgastein

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