Frau starb bei Zugkollision
In der Obersteiermark ereignete sich eines der schwersten Zugunglücke der vergangenen Jahre. Insgesamt 22 Personen – unter ihnen auch drei Kinder – erlitten Verletzungen.
GRAZ. Ein lauter Knall und metallisches Krachen kurz vor 13 Uhr auf dem Bahnhof Niklasdorf bei Leoben: Der Regionalzug R1708 von Friesach nach Mürzzuschlag stieß am Montag seitlich mit dem von Graz nach Saarbrücken fahrenden Eurocity 216 zusammen. Das Glas der Fensterscheiben splitterte, es waren auch Schreie von Passagieren zu hören. Mehrere Waggons beider Züge entgleisten, kamen aber rasch zum Stillstand.
Ein Erste-Klasse-Waggon des sich auf dem Weg nach Deutschland befindlichen Personenzugs wurde seitlich völlig aufgerissen. „Die Fensterfront war nicht mehr da, es sah schrecklich aus“, sagte Jürgen Haas, Sprecher der steirischen Polizei. Für die Rettungskräfte herrschte bald traurige Gewissheit: Eine Frau – Passagierin im Eurocity – hatte die Flankenkollision der Personenzüge nicht überlebt. Ihre Identität war vorerst unklar.
Weitere 22 Personen – unter ihnen auch drei Kinder – erlitten durch den Aufprall größtenteils leichte Verletzungen. Sie wurden in die umliegenden Spitäler eingeliefert, die Mehrzahl von ihnen steht aber noch unter Schock. Da es Montagmittag im Großraum Leoben stark schneite, war ein Einsatz von Rettungshubschraubern nicht möglich. „Zur folgenschweren Kollision kam es auf einem Kreuzungspunkt zweier Gleise. Wo sich die Schienen annähern, touchierten die Züge“, berichtete Markus Lamb von der Polizei im SN-Gespräch. Eine deutsche Passagierin, die im Eurocity saß, erinnerte sich an den Vorfall so: „Wir fuhren langsam, aber plötzlich hat alles gewackelt.“Die Frau hatte Glück, sie blieb unverletzt.
Insgesamt sind rund 60 Personen aus den Zügen gerettet worden. Wie es zu der Flankenkollision kommen konnte, war zunächst unklar. Anders als der Eurocity hätte der Regionalzug in Niklasdorf halten sollen. Wie schnell die Züge unterwegs waren, soll nun über die Fahrtenschreiber geklärt werden, betonte Roman Hahslinger von den ÖBB. Zwischen Bruck und Leoben wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Durch die Kollision war es auch zu Schäden an Masten und Oberleitungen gekommen. Die Südbahnstrecke bleibt daher in diesem Abschnitt für den Zugverkehr bis mindestens Mittwoch gesperrt. „Unsere Anteilnahme gilt den Familien und Angehörigen der Verunglückten“, erklärte ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä.
Erst im vergangenen Dezember waren im Bereich des Bahnhofs Kritzendorf bei Klosterneuburg ein Regionalexpress und ein Cityjet entgleist. Die Bilanz: zwölf Verletzte.