Der Wind ohne Namen kennt keine Gnade
Vielerlei Bedenken wurden vor den Spielen in Südkorea geäußert, von der politischen Konfliktsituation mit dem Nachbarn Nordkorea bis zu den zu warmen Temperaturen, die eine Gefahr für die Alpinbewerbe darstellen könnten. Doch was man hier angetroffen hat, hat alle überrascht: Temperaturen im zweistelligen Minusbereich. Doch die Temperaturen sind nur die eine, eigentlich zu vernachlässigende Seite. Deutlich unangenehmer ist der Wind. Der weht die meiste Zeit nur wie eine leichte Brise (mit Ausnahme der letzten zwei Tage eben), doch das reicht: Der Wind, für den es hier keinen Namen gibt, fährt durch Mark und Bein, so als würde man im T-Shirt an der Piste stehen. Nun ist es ja nicht so, dass Reporter, die den Weltcup der Alpinen oder der Skispringer seit Jahrzehnten begleiten, nicht auf kalte Temperaturen eingestellt wären, doch mit dieser Situation kann kaum einer umgehen. Jene Kollegen, die Samstagabend vom Skispringen berichtet haben, sind nur bei vereinzelten Springern zur Schanze geeilt, denn länger als eine Viertelstunde hat es kaum jemand im Freien ausgehalten. So sehen die Kollegen allesamt wie verkleidete Bankräuber am Faschingsdienstag aus, teils mit Gesichtsschutz, zwei Hauben übereinander aufgesetzt und die Hände tief in den Jackentaschen vergraben, wo am besten eine ganze Packung Wärmepads das scheinbar sichere Absterben der Fingerspitzen verhindern soll.
Apropos gefühlt: Olympia beliefert uns auch mit einer Wetter-App. Da erfuhren wir, dass es am Sonntag bei der Olympic Medal Plaza minus 16 Grad hatte, samt dem Wind, der mit 45 km/h geweht hat, waren es gefühlt minus 27. Im Skistadion in Yongpyong hatte es minus 21 und gefühlt minus 30 Grad – so ganz unglücklich über die Absage war niemand.