Salzburger Nachrichten

Schulden ohne Ende

Eines der zentralen Wahlverspr­echen von Donald Trump waren massive Investitio­nen in die marode Infrastruk­tur der USA. Nun legte er einen Plan dazu vor.

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Wer mit dem Flugzeug aus dem Ausland in der amerikanis­chen Hauptstadt eintrifft, erhält einen Eindruck vom Zustand der öffentlich­en Infrastruk­tur. Seit seiner Einweihung 1962 gibt es zwischen dem Flughafen Dulles und dem Zentrum Washington­s keine durchgängi­ge Nahverkehr­sverbindun­g.

Die Planungen für eine Metro reichen bis 1968 zurück. Doch erst in zwei Jahren wird die knapp 50 Kilometer lange Strecke nach mehr als sechs Jahren Bauzeit betriebsbe­reit sein. Das ist nur eines von vielen Beispielen, das illustrier­t, wie es um den Zustand öffentlich­er Infrastruk­tur in den USA steht. Mit seiner Forderung nach massiven Investitio­nen in Amerikas marode Straßen, Schienenne­tze, Tunnel und Brücken greift Donald Trump in seinem Budgetentw­urf ein Thema auf, das Republikan­ern wie Demokraten am Herzen liegt.

Wie schon sein Vorgänger Barack Obama will auch Trump größere Summen in die Überholung der maroden Infrastruk­tur des Landes pumpen. Nun schlug er vor, dafür über die kommenden zehn Jahre mehr als 1500 Milliarden Dollar auszugeben. Das Haken: Das Geld müssten in erster Linie Städte, Kommunen und Bundesstaa­ten aufbringen. Aus der Bundeskass­e sollen nicht mehr als 200 Milliarden Dollar kommen. Trumps Plan sieht darüber hinaus vor, den Genehmigun­gsprozess Thomas Spang berichtet für die SN aus Amerika für Großprojek­te drastisch zu verkürzen. Dazu soll eine neue Zuständigk­eit bei der Bundesregi­erung geschaffen werden, die dafür sorgt, Umweltaufl­agen abzubauen und den Instanzenw­eg zu verkürzen.

Kritiker wie der Bürgermeis­ter der texanische­n Metropole Austin, Steve Adler, befürchten, das hinter dem Trump-Plan mehr magisches Denken als kühle Berechnung steckt. Denn Amerikas Städte und Kommunen sind chronisch pleite. „Wir wissen nicht, wo das Geld herkommen soll“, sagt Adler, „aber wir brauchen dringend Reparature­n unserer Infrastruk­tur.“

Tatsächlic­h weiß das Weiße Haus nicht einmal, wo es die 200 Milliarden Dollar hernehmen soll, die es selbst beisteuern will. Analysten sehen weder eine Gegenfinan­zierung noch den ernsthafte­n Versuch dazu. Im Gegenteil droht das Budgetdefi­zit in alleiniger Zuständigk­eit der Republikan­er massiv anzuwachse­n: von 666 Milliarden Dollar im Jahr 2017 auf 1100 Milliarden im Jahr 2019. Der Schuldenbe­rg wächst auf deutlich über 20.000 Milliarden Dollar. Dabei liegt es noch gar nicht so lang zurück, als die Republikan­er im Kongress das Weiße Haus an die kurze Leine nahmen. 2011 verlangten die Konservati­ven unter der Präsidents­chaft von Barack Obama im Streit um die Anhebung der Obergrenze bei der Neuverschu­ldung einen Verfassung­szusatz. Dieser sollte der Regierung verbieten, mehr Geld auszugeben, als sie einnimmt. Binnen zehn Jahren, so das Verspreche­n, sollte das Defizit bei null liegen. Es kam zu einem Kompromiss, der sowohl den Verteidigu­ngshaushal­t als auch Ausgabenpo­sten im Inneren deckelte.

Seit Donald Trump ins Weiße Haus einzog, haben die Republikan­er ihre Haushaltsp­hilosophie um 180 Grad verändert. Gerade erst beschlosse­n sie Konservati­ven eine schuldenfi­nanzierte Steuerrefo­rm, die etwa 1500 Milliarden Dollar zum Defizit hinzufügt. Außerdem hob der Kongress vergangene Woche den Ausgabende­ckel aus dem Jahr 2011 teilweise auf, was über die nächsten zwei Jahre weitere 500 Milliarden Dollar an Schulden macht.

Gesetzgebe­r sagen dem Infrastruk­turplan Trumps deshalb ein kurzes Leben voraus. „Das wird so nicht funktionie­ren“, meinte der Haushaltse­xperte der Demokraten, Daniel Lipinski.

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US-Präsident Donald Trump macht als Präsident, was er auch als Geschäftsm­ann tat: Schulden ohne Ende.
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