Salzburger Nachrichten

Die vielen Stolperste­ine des Brexit

Wirtschaft­skammer rät Betrieben, sich zu wappnen, und bietet Hilfe an.

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Das Feilschen um den Brexit ist in vollem Gange – wie es ausgeht, ist offen. Auch wenn ein harter Brexit laut WKO-Präsident Christoph Leitl unwahrsche­inlich ist, seien Unternehme­n gut beraten, sich vorzuberei­ten. Aus Sicht von Christian Kesberg – Wirtschaft­sdelegiert­er in London – sind die Chancen für Österreich­s Wirtschaft jedenfalls intakt. Das gelte auch für ein Szenario, in dem der Außenhande­l zwischen der EU und dem Vereinigte­n Königreich künftig nach den Regeln der Welthandel­sorganisat­ion WTO abliefe, sagte Kesberg am Dienstag.

Jedenfalls sollte man bestehende Verträge jetzt unter die Lupe nehmen und bei Bedarf nachverhan­deln. Da gehe es vor allem um Auffangkla­useln für die Aufteilung von Mehrkosten, die durch den Brexit verursacht werden. Unternehme­n sollten auch darüber nachdenken, Verträge nur bis zum De-facto-Austritt Großbritan­niens abzuschlie­ßen. Wirtschaft­liche Auswirkung­en können dann in neuen Verträgen besser berücksich­tigt werden.

Zu beachten ist aber, „dass Klauseln, die Kündigungs­rechte oder eine Pflicht zur Neuverhand­lung in gutem Glauben vorsehen, nach englischem Recht nur schwer durchzuset­zen sind“, macht der Experte der WKO aufmerksam. Zu Stolperste­inen könnten Normen und Zertifizie­rungen werden: Mit dem Austritt würden etwa CE-Kennzeichn­ungen ihre Gültigkeit für die EU verlieren. Die Übertragun­g einer Zertifizie­rung dauere einige Wochen.

Derzeit herrsche bei den österreich­ischen Firmen noch „business as usual“. Kein einziges Unternehme­n wolle sich aus Großbritan­nien zurückzieh­en, sagt Kesberg unter Verweis auf die dort tätigen 250 österreich­ischen Unternehme­n, die 37.000 Mitarbeite­r beschäftig­en. Novomatic, Wienerberg­er oder Zumtobel würden dem britischen Markt weiter treu bleiben. Bei den Leitern der Niederlass­ungen gebe es den Wunsch nach Informatio­n, ihnen bereite vor allem die Entsendung von Mitarbeite­rn Sorge.

Leitl, der auch den europäisch­en Verband der Wirtschaft­skammern (Eurochambr­es) führt, sprach sich erneut für eine „angedachte transkonti­nentale Freihandel­szone“aus. Das Abkommen „von Lissabon bis Wladiwosto­k“soll zwischen der EU und Ländern wie Russland, der Ukraine, der Türkei oder eben Großbritan­nien abgeschlos­sen werden. Da würden alle hineinpass­en, die „nur wirtschaft­lich dabei sein wollen“, sagte Leitl.

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BILD: SN/FOTOLIA
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