Salzburger Nachrichten

„Ich könnte morgen heimfahren“

Mit seinem ersten Gold bei Olympia fiel von Marcel Hirscher enormer Druck ab.

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Die Olympische­n Spiele in Pyeongchan­g sind für Marcel Hirscher praktisch schon gelaufen. „Ich habe mein Olympia-Gold, ich kann ein Hakerl darunter machen.“ SN: Gold – wie fühlt sich das jetzt an? Hirscher: Nicht viel anders als vorher. Auf jeden Fall kann ich jetzt einen Haken unter die Sache machen und die Fragen nach dem Olympia Gold hören auch auf, jetzt ist alles komplett. SN: Wie waren die ersten Emotionen im Ziel? Ich war eigentlich ziemlich „heiß“, wie ich im Ziel abgeschwun­gen habe. Ich habe mir nur gedacht: Wollt ihr mich verarschen? Der Slalom war echt schwer, durch den aufgewirbe­lten Schnee hatte ich keine Bodensicht mehr. Ich bin eine weitere Linie gefahren, aber ich habe mir gedacht: Steck jetzt ja nicht zurück, lass die Ski laufen. SN: Mit Olympia-Gold ist jetzt die Karriere komplett, sehen Sie das auch so? Meine Karriere war vorher auch schon komplett. Ich lasse mich nicht instrument­alisieren und zur Aussage hinreißen, dass alles von diesem Gold abhängig war. Ich habe vorher auch tolle Erfolge gehabt. Mit dem ersten Gesamtwelt­cupsieg habe ich schon mehr geschafft, als ich mir jemals vorher zugetraut hätte. Der Sieg bei der Heim-WM in Schladming vor 50.000 Zuschauern war für mich das emotional bedeutende­re Erlebnis. Hier fahren wir in Korea vor ein paar Zuschauern auf einem Hang im Nirgendwo. Aber natürlich ist der Wert dieser Medaille höher. SN: Gar kein bisschen stolz? Stolz bin ich heute auf mein Skifahren. Der Slalom war richtig, richtig schwierig mit dem Wind. Auf die Abfahrt bin ich saustolz, ich hätte mir nie gedacht, dass ich so eine Abfahrt fahren könnte. SN: Was heißt das jetzt für Riesentorl­auf und Slalom? Dass ich jetzt befreit fahren kann. Das große Ziel habe ich definitiv erreicht. Ich könnte also morgen heimfahren, auch wenn ich das nicht tun werde. Ihr kennt mich alle so gut, klar möchte ich in den nächsten beiden Bewerben auch vorn mitfahren. Aber das Schlimmste ist verhindert. Das Schlimmste wäre gewesen, wenn ich nur mit Silber oder Bronze heimgekomm­en wäre und eine ganze perfekte Saison wäre schlechtge­redet worden.

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BILD: SN/APA/EPA Marcel Hirscher genoss die Ehrung im Zielraum.

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