Mit 37 feiert Reichelt noch eine Premiere
Hannes Reichelt bestreitet am Donnerstag seine erste Olympia-Abfahrt. Sorgen bereitet ihm nur die Frage, wie sich die Strecke verändert hat.
JEONGSEON. Lang hat Hannes Reichelt auf diesen Tag warten müssen – im übertragenen wie im echten Wortsinn. Der spätberufene Abfahrer war erstmals 2010 in Vancouver im Speedbereich aufgestellt, wo er aber nur den Super G (Rang zehn) bestritten hat, nicht die Abfahrt. 2014 verhinderte ein Bandscheibenvorfall samt Operation das Antreten in Sotschi. Und jetzt, vier Jahre später, steht Reichelt tatsächlich vor seiner olympischen Abfahrtspremiere – und muss doch erst wieder warten. Bereits am letzten Sonntag hätte die Abfahrt in Jeongseon steigen sollen, doch starker Wind verhinderte dies und führte gleich zu einer langfristigen Verschiebung: Erst am Donnerstag (3 Uhr MEZ) – und damit vier Tage nach dem ursprünglichen Termin – steigt die Abfahrt. So erlebt Hannes Reichelt auch mit 37 Jahren noch eine Premiere auf Ski.
Für Reichelt ist das Warten kein Problem, eher die Situation rund um die Strecke. „Die hat sich durch den scharfen Wind der letzten Tage grundsätzlich verändert. Es ist glatter geworden“, meinte Reichelt, das würde sich auch auf das Tempo und die Sprünge auswirken. Daher hat Reichelt bei FIS-Renndirektor Markus Waldner auf ein zusätzliches Training gedrängt, „ansonsten wären wir arg im Nachteil zu den Fahrern, die die Kombi-Abfahrt bestritten haben“. Zumindest eine Besichtigungsfahrt wurde noch angesetzt.
Die Abfahrt ist für Reichelt die erste von zwei großen Chancen, die zweite steigt am Freitag im Super G (3 Uhr MEZ). Für Insider hat Reichelt im Super G deutlich bessere Chancen als in der Abfahrt, er selbst würde das nicht so sehen. „Im Super G waren die Ergebnisse besser, das Gefühl ist aber auch in der Ab- fahrt da.“Zumal es in der Abfahrt noch mehr auf die Detailabstimmung ankomme. Die hat der Radstädter im Griff. „Das Set-up steht und passt. Jetzt kommt es noch darauf an, dass die äußeren Bedingungen stimmen.“Damit meint er den Wind, der hier zum großen Thema wird.
Mit der Strecke hat sich der Salzburger langsam angefreundet. „Lieber wäre mir natürlich eine Strecke wie in Garmisch oder Kitzbühel, wo ich ein Gefühl habe, wie ich fahren muss. Wo es auch kein Problem ist, wenn du einmal zwei Meter daneben stehst, weil du in einem anderen Teil alles wieder aufholen kannst. Das ist hier anders, du musst funktionieren wie ein Schweizer Uhrwerk.“
Der Abfahrtsteil der Kombination sah übrigens Thomas Dreßen voran, 13 Hundertstelsekunden dahinter Matthias Mayer. „Ich wäre lieber ganz vorn gelegen, aber es war ein guter Test“, sagte der Kärntner, der mit einem spektakulär hohen Sprung aufgefallen ist. Mit im heimischen Team sind noch Vincent Kriechmayr und Max Franz.
„Durch den Wind hat sich die Strecke in den letzten Tagen stark verändert.“