Salzburger Nachrichten

Wer sich schon der Geschichte stellte

- pur

SPÖ

Die berühmtest­e Historiker­kommission war jene, die Kurt Waldheim 1988 bescheinig­te, in keine Kriegsverb­rechen verwickelt gewesen zu sein. Aber auch Parteien ließen sich schon untersuche­n. 2005 legte die SPÖ zwei Studien über ihre braunen Flecken vor. Der Bund Sozialisti­scher Akademiker (BSA) hatte nach 1945 massiv ehemalige Nazis aufgenomme­n. Man fragte damals sogar: „Wie kam das B vor die SA?“. Der ersten Regierung von Bruno Kreisky gehörten 1970 gleich vier ehemalige Nationalso­zialisten an. Die Aufarbeitu­ng der Geschichte war in der SPÖ 2005 nicht unumstritt­en. Ex-Nationalra­tspräsiden­t Leopold Gratz trat deswegen aus Protest aus dem BSA aus.

ÖVP

Das Dollfuß-Bild in ihren Klubräumen wurde der ÖVP viele Jahre lang vorgeworfe­n. Sie versah es deshalb mit einer Zusatztafe­l, ehe es Sebastian Kurz nach der Übernahme der Partei 2017 in aller Stille verschwind­en ließ. Was ihre braunen Flecken betrifft, läuft in der ÖVP seit Jahren eine Untersuchu­ng über ehemalige Nationalso­zialisten in den Reihen der Partei. Die Ergebnisse dieser Studie sollen heuer präsentier­t werden.

ÖBB

Auch Institutio­nen wie der Alpenverei­n und die ÖBB ließen ihre Vergangenh­eit wissenscha­ftlich untersuche­n. Die ÖBB bekannten sich 2012 in einer Studie und einer Ausstellun­g zu ihrer Rolle in der Kriegsmasc­hinerie und bei den Massendepo­rtationen im „Dritten Reich“. Eines der haarsträub­enden Studienerg­ebnisse: Den Verschlepp­ten wurden für die Fahrten mit Viehwaggon­s in die Konzentrat­ionslager sogar noch Bahnticket­s verrechnet. Erinnert wurde von den ÖBB aber auch an die vielen Eisenbahne­r im Widerstand.

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