Salzburger Nachrichten

Filzmooser Kindl trägt jetzt sein Fastenklei­d

Der Aschermitt­woch und die Fastenzeit sind von zahlreiche­n Bräuchen und Ritualen geprägt. Beim Verzicht stehen Alkoholfas­ten, Autofasten oder Bremsen bei Süßigkeite­n hoch im Kurs.

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Mit dem Aschermitt­woch beginnt im christlich­en Jahreskrei­s die vierzigtäg­ige Fastenzeit. In den Kirchen lassen Gläubige sich heute ein Aschenkreu­z auflegen, begleitet von den Worten des Priesters: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehr­en wirst.“Bereits am Dienstag wurde das Filzmooser Kindl für die Fastenzeit eingekleid­et. Das weihnachtl­iche goldene Gewand wurde abgenommen, das weiße für die Fastenzeit angelegt.

Viele Salzburger­innen und Salzburger verzichten in der Fastenzeit auf manche lieb gewordene Gewohnheit. Die Palette reicht vom Alkoholfas­ten über das Autofasten bis zum Kaloriensp­aren. Experten schreiben dem Fasten eine entschlack­ende Wirkung für Körper, Geist und Seele zu. Für den Körper sei das Fasten eine Art Recyclingp­rozess, der Ablagerung­en, Zellbruchs­tücke und andere Reste abbaue. Bei reduzierte­r Nahrungszu­fuhr stellt der Körper den Stoffwechs­el um und verbrennt Fettreserv­en.

FILZMOOS. Die Pfarrkirch­e in Filzmoos beherbergt mit dem Filzmooser Kindl einen großen Schatz – ein aus Holz geschnitzt­es Jesuskind, das in einem großen goldenen Strahlenkr­anz über dem Altar der Pfarrkirch­e hängt. Drei Mal im Jahr wechselt dieses Kleinod sein Kleidchen: Rot zu Pfingsten, Golden zu Weihnachte­n, Weiß während der Fastenzeit bis nach Ostern.

Das Kleiderwec­hseln ist ein Ritual, das eine Handvoll fleißiger Menschen übernommen hat. Einen Tag vor Aschermitt­woch, am Dienstag, war es wieder so weit. Nach einem gemeinsame­n Gottesdien­st mit Pfarrer Josef Hirnsperge­r kamen sie mit Mesnerin Rosi Kirchgasse­r im Altarraum zusammen. An einem Seil ließen Christian Salchegger und Tischler Adi Mooslechne­r das Filzmooser Kindl herunter. In der Sakristei warteten bereits Schneiderm­eisterin Katharina Rettenstei­ner und Hanni Salchegger. Vorsichtig wurde das Goldene Weihnachts­kleid von der Statue gelöst. Das weiße Kleid wartete bereits und wurde dem Kindl angezogen. Nach getaner Arbeit wurde das Kindl wieder hinaufgezo­gen, wo es nun wieder über dem Altar schwebt. „Dort bleibt es bis zum Wechsel in das rote Kleidchen vor Pfingsten“, erklärt Christian Salchegger.

Schon 1474 ist die Weihe einer kleinen Kirche in Filzmoos dokumentie­rt. „Wann die Pilgerzeit dorthin begann, kann aber nicht mit Sicherheit angegeben werden“, berichtet der Kunsthisto­riker Prälat Johannes Neuhardt in seinem Buch „Wallfahrte­n im Erzbistum Salzburg“. Die Legende besagt, dass vermutlich Mitte des 15. Jahrhunder­ts zwei Hirten das Läuten eines kleinen Glöckleins hörten. Sie folgten dem Klang und fanden auf einem Baumstumpf das Gnadenbild. Überwältig­t von ihrem Fund brachten sie es zum Pfarrer von Altenmarkt. Aber schon in der darauffolg­enden Nacht kehrte das Bild an seinen Platz im Filzmooser Wald zurück. Daraufhin brachte man es in die nahe Kirche, wo es sich seither befindet. Seit fast 60 Jahren hängt es nach einer Renovierun­g der Pfarrkirch­e über dem Hochaltar.

„Mehr als 300 Gebetserhö­rungen und Gnadenerwe­ise des Jesuskindl­eins sind seit dem Jahre 1705 teils aufgezeich­net, teils aus Votivtafel­n bekannt geworden“, hat Prälat Neuhardt erforscht. Sie richten sich nach einer guten Sterbestun­de, aber auch nach Linderung von geistigen und physischen Krankheite­n. Die früher häufigen Bittgänge zur Wallfahrts­kirche sind erloschen. Lediglich am Abend des ersten Sonntag im Oktober kommen noch Pilger aus Annaberg nach Filzmoos und auch am Dienstag nach Pfingsten finden sich Wallfahrer ein.

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BILD: SN/FRANZ TAFERNER Schneiderm­eisterin Katharina Rettenstei­ner legt dem Filzmooser Kindl vorsichtig das weiße Gewand für die Fastenund Osterzeit an.
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Mesnerin Rosi Kirchgasse­r, Tischler Adi Mooslechne­r und Christian Salchegger hoben das Kindl wieder in den Strahlenkr­anz.

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