Ein Ort feierte Fasching und
Ein ganzer Ort ist stolz auf Marcel Hirscher. In der Heimat des Olympioniken waren am Tag danach bunte Faschingsnarren mit freudigem Strahlen im Gesicht unterwegs – und müden Augen.
Auf den ersten Blick ist es ruhig in Annaberg. Doch langsam füllt sich der Platz vor der Kopfbergbahn-Talstation mit Faschingsnarren. Die Stimmung steigt. In Marcel Hirschers Heimatgemeinde herrscht doppelter Ausnahmezustand. „Faschingsdienstag und Olympiagold – das gibt’s wohl nur einmal im Leben“, freut sich Silvia Schober vom Tourismusverband: „Heute geben wir Vollgas und feiern bis in die Nacht hinein.“Sie schenkt einen eigenen „Oglühmpia-Tee“aus, der verdächtig nach Glühwein duftet.
Die Müdigkeit nach der langen Goldnacht vor dem Fernseher ist vielen noch anzusehen. Der achtjährige Jörg ist trotz Semesterferien zum Kombi-Slalom aufgestanden, wie er unter seiner Teufels- maske preisgibt: „Ich hab mich total für ihn gefreut. Schließlich hab ich den Marcel auch schon oft im Ort getroffen.“
Auch Silvia und Matthias Schilchegger sowie Sohn Samuel sind noch ganz begeistert von den Eindrücken der vergangenen Nacht. „Meine beiden Männer sind bereits um 3 Uhr früh zur Abfahrt aufgestanden“, sagt die Mama mit pinken Haaren.
Bürgermeister Sepp Schwarzenbacher (ÖVP)schaut im orangen Fanschal beim Faschingsfest vorbei. „Ich habe sowohl Abfahrt als auch Slalom mitverfolgt. Es ist gewaltig, dass Marcel sein großes Ziel erreicht hat. Jeder gönnt es ihm, weil Marcel nicht abgehoben ist, sondern einer von uns.“
Alexander Hirscher hat den Goldlauf seines – weitschichtigen – Verwandten durch die Slalomstangen von Pyeongchang am Arbeitsplatz miterlebt: „Wir haben geschrien und gejubelt in der Firma. Nun hoffen wir auf zwei weitere Goldmedaillen.“Der gelernte Dreher hat 2007 den Hirscher-Fanclub gegründet. Mittlerweile zählt der Verein 450 Mitglieder, davon folgen 30 bis 40 dem Skistar regelmäßig quer durch Europa. „Wir waren aber auch bei der WM 2015 in den USA dabei“, erzählt der Fanclub-Obmann. Olympia in Südkorea war dann aber auch den HardcoreFans zu weit und wohl zu teuer. Schließlich ziehen sich die Bewerbe über fast zwei Wochen. „Wir wollen aber 2019 zur WM nach Are in Schweden fahren – wenn Marcel dann noch fährt.“
Hirscher-Skilift? HirscherStraße? Ehrenbürgerschaft? Wie Annaberg seinen wohl berühmtesten Bürger nach dessen Rückkehr in knapp zwei Wochen gebührend ehrt, lässt der Ortschef noch offen: „Wir entscheiden in den nächsten Tagen darüber.“
„Meine Männer sind um drei Uhr früh zur Abfahrt aufgestanden.“Silvia Schilchegger, Annaberg