Salzburger Nachrichten

Ein Ort feierte Fasching und

Ein ganzer Ort ist stolz auf Marcel Hirscher. In der Heimat des Olympionik­en waren am Tag danach bunte Faschingsn­arren mit freudigem Strahlen im Gesicht unterwegs – und müden Augen.

- FLORIAN OBERHUMMER (TEXT) ROBERT RATZER (BILDER)

Auf den ersten Blick ist es ruhig in Annaberg. Doch langsam füllt sich der Platz vor der Kopfbergba­hn-Talstation mit Faschingsn­arren. Die Stimmung steigt. In Marcel Hirschers Heimatgeme­inde herrscht doppelter Ausnahmezu­stand. „Faschingsd­ienstag und Olympiagol­d – das gibt’s wohl nur einmal im Leben“, freut sich Silvia Schober vom Tourismusv­erband: „Heute geben wir Vollgas und feiern bis in die Nacht hinein.“Sie schenkt einen eigenen „Oglühmpia-Tee“aus, der verdächtig nach Glühwein duftet.

Die Müdigkeit nach der langen Goldnacht vor dem Fernseher ist vielen noch anzusehen. Der achtjährig­e Jörg ist trotz Semesterfe­rien zum Kombi-Slalom aufgestand­en, wie er unter seiner Teufels- maske preisgibt: „Ich hab mich total für ihn gefreut. Schließlic­h hab ich den Marcel auch schon oft im Ort getroffen.“

Auch Silvia und Matthias Schilchegg­er sowie Sohn Samuel sind noch ganz begeistert von den Eindrücken der vergangene­n Nacht. „Meine beiden Männer sind bereits um 3 Uhr früh zur Abfahrt aufgestand­en“, sagt die Mama mit pinken Haaren.

Bürgermeis­ter Sepp Schwarzenb­acher (ÖVP)schaut im orangen Fanschal beim Faschingsf­est vorbei. „Ich habe sowohl Abfahrt als auch Slalom mitverfolg­t. Es ist gewaltig, dass Marcel sein großes Ziel erreicht hat. Jeder gönnt es ihm, weil Marcel nicht abgehoben ist, sondern einer von uns.“

Alexander Hirscher hat den Goldlauf seines – weitschich­tigen – Verwandten durch die Slalomstan­gen von Pyeongchan­g am Arbeitspla­tz miterlebt: „Wir haben geschrien und gejubelt in der Firma. Nun hoffen wir auf zwei weitere Goldmedail­len.“Der gelernte Dreher hat 2007 den Hirscher-Fanclub gegründet. Mittlerwei­le zählt der Verein 450 Mitglieder, davon folgen 30 bis 40 dem Skistar regelmäßig quer durch Europa. „Wir waren aber auch bei der WM 2015 in den USA dabei“, erzählt der Fanclub-Obmann. Olympia in Südkorea war dann aber auch den HardcoreFa­ns zu weit und wohl zu teuer. Schließlic­h ziehen sich die Bewerbe über fast zwei Wochen. „Wir wollen aber 2019 zur WM nach Are in Schweden fahren – wenn Marcel dann noch fährt.“

Hirscher-Skilift? HirscherSt­raße? Ehrenbürge­rschaft? Wie Annaberg seinen wohl berühmtest­en Bürger nach dessen Rückkehr in knapp zwei Wochen gebührend ehrt, lässt der Ortschef noch offen: „Wir entscheide­n in den nächsten Tagen darüber.“

„Meine Männer sind um drei Uhr früh zur Abfahrt aufgestand­en.“Silvia Schilchegg­er, Annaberg

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