Allen Unkenrufen zum Trotz: Olympia lebt
Seit zwei Wochen dürfen wir die Hirscher-Mania und Emotionen bejubeln, während die große Politik in Südkorea ruht.
Ja, die Südkoreaner haben keine Ahnung von alpinen Skibewerben und meiden viele Sportarten bei diesen Olympischen Spielen in Pyeongchang. Ja, Winterspiele gehören in Sachen Nachhaltigkeit und Euphorie in Alpenregionen. Nicht nach Asien (wie übrigens auch 2022 in Peking). Und ja, Nord- und Südkorea werden nach dem Erlöschen der olympischen Flamme ihre Sympathie ad acta legen. Aber so schlecht sind diese Spiele bisher doch nicht gelaufen?
Möglicherweise ist der Blick erfreulich getrübt durch die großen Erfolge der österreichischen Olympiamannschaft, die große Überraschungen geschafft hat. Rodel-Olympiasieger David Gleirscher war wohl ein paar Wochen zuvor nur Sportinsidern bekannt. Und dass etwa Anna Veith nach ihrer Verletzung hauchdünn Super-G-Gold verpasst, ist fast eine Geschichte für Hollywood.
Einer überstrahlt alles und hat im Lande eine Euphorie ausgelöst: Marcel Hirscher, bisher bei Olympischen Spielen ohne Sieg, gewann (bisher) zwei Mal die Goldmedaille. Ihm gelang etwas, was dem heimischen ORF bis Sonntag früh verwehrt blieb: Massen in der Nacht – wie bei Boxlegende Muhammad Ali in den 1970er-Jahren – vor die TV-Geräte zu bringen. Im zweiten Durchgang des olympischen Riesentorlaufs waren kurz vor sieben Uhr früh fast 500.000 Fans live dabei – unglaublich. Legendenstatus ist ihm jetzt schon sicher.
Bei diesen Spielen ist etwas eingetreten, was SNKolumnist Felix Gottwald vor dem ersten Wettkampftag in den „Salzburger Nachrichten“geschrieben hat: Die Emotionen bei Olympia sind unauslöschlich. Selten zuvor wurden so viele tränenreiche Auftritte – bei Siegen und Niederlagen – registriert. Das bewegt. Das macht Olympia aus. Das ist die Stärke der olympischen Bewegung. Trotz aller Unkenrufe und Negativmeldungen rund um ewig wiederkehrenden Betrug bei Vergaben und fatal gelebten Gigantismus. Bei den Spielen selbst wird alles klein. Es reduziert sich hier auf drei Edelmetalle: Gold, Silber und Bronze.
Und dann kam sie doch noch, die niederschmetternde Negativmeldung am Montag: Ein russischer Medaillengewinner beim Curling war gedopt. Ausgerechnet Russland, das nur unter bestimmten Auflagen bei den Spielen hatte antreten dürfen, hat offenbar nichts dazugelernt. Sind es schon die Vorboten auf die nächste Dopingdiskussion nach den Spielen, die am Sonntag zu Ende gehen?
Olympia lebt. Die Zukunft ist bei diesen Rahmenbedingungen dennoch zerbrechlich.