Salzburger Nachrichten

Mehr Schulden, obwohl die Konjunktur brummt

Im Jahr 2017 gab der Bund um drei Milliarden Euro mehr aus als geplant.

- Alf

Die Wirtschaft brummt wie schon lange nicht mehr, die Steuereinn­ahmen sprudeln und die Republik Österreich macht trotzdem deutlich mehr Schulden als geplant. Das geht aus dem aktuellen Bericht des Finanzmini­steriums zum Budgetvoll­zug 2017 hervor. Der Bund gab gleich um 3,2 Mrd. Euro mehr aus als ursprüngli­ch geplant. Unterm Strich ergibt sich für das Jahr 2017 ein Budgetdefi­zit von rund 6,9 Mrd. Euro, wobei die Zahlen noch nicht endgültig sind.

Der Leiter der Denkfabrik Agenda Austria, Franz Schellhorn, findet es „höchst bemerkensw­ert“, dass Österreich in einem Jahr der Hochkonjun­ktur keinen ausgeglich­enen Haushalt zustande bringt. Ausschlagg­ebend dafür hält er den fehlenden politische­n Willen, die Ausgaben in den Griff zu kriegen. Dies sei auch der Grund, dass das Land im Vorjahr das 55. Budgetdefi­zit im Bundeshaus­halt in Folge aufweise.

Das steigende Defizit konnte auch nicht verhindert werden, obwohl in manchen Bereichen deutlich weniger Geld ausgegeben wurde, so lagen etwa die Ausgaben des Bundes für die Pensionen um 1,66 Mrd. Euro niedriger als angenommen. Auch die niedrigen Zinsen machten sich in einem niedrigere­n Schuldendi­enst bemerkbar.

Höhere Ausgaben gegenüber dem Voranschla­g gab es bei den Kosten für den neuen Finanzausg­leich – plus 430 Millionen Euro. Auch die arbeitsmar­ktpolitisc­hen Maßnahmen wie die Aktion 20.000 schlug sich finanziell nieder. Weitere Mehrkosten waren das verpflicht­ende Integratio­nsjahr, die Ausbildung­sgarantie bis 25, die Erhöhung der Ausgleichs­zulage für Langzeitve­rsicherte und die Erhöhung der Studienbei­hilfe. Dazu kamen noch die Kosten für das Heta-Rückkaufan­gebot für die Gläubiger, durch die die Causa Hypo Alpe Adria bereinigt wurde.

Tatsache ist weiters, dass der Nettofinan­zierungsbe­darf im Jahr 2017 höher war als in den Jahren zuvor.

Schellhorn fordert jedenfalls, dass Österreich zumindest in den Jahren der Hochkonjun­ktur einen ausgeglich­enen Haushalt aufweisen muss. Österreich brauche nicht nur eine Schulden-, sondern auch eine Ausgabenbr­emse. Sozialdemo­kratisch geführte Staaten wie Schweden zeigen, wie es geht. In einem Haushaltsp­lan werden die öffentlich­en Gelder für die nächsten drei bis fünf Jahre zugeteilt. Das Wachstum der gesamten Ausgaben darf die allgemeine Teuerung nicht übersteige­n. Wie die Gelder zwischen den Ressorts verteilt werden, ist eine politische Entscheidu­ng. Werde also für Bildung mehr als die Inflations­rate ausgegeben, müssten diese Mehrausgab­en woanders eingespart werden – etwa in der Verwaltung, sagt Schellhorn.

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