Salzburger Nachrichten

Kanzlerin Angela Merkel regelt schon ihre Nachfolge

Darum wechselt Saarlands Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r als CDU-Generalsek­retärin nach Berlin.

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BERLIN. Wenn noch jemand Zweifel hatte, dass Angela Merkel an einem geordneten Übergang der Macht arbeitet, sind sie seit Montag ausgeräumt. Mit der Entscheidu­ng, Annegret Kramp-Karrenbaue­r als neue Generalsek­retärin vorzuschla­gen, hat die Parteichef­in eine wichtige Weiche für die CDU-Zukunft in einer Nach-Merkel-Zeit gestellt. Die Kanzlerin hat öffentlich sichtbar damit begonnen, ihre Nachfolge zu regeln und eine mögliche Erbin aufzubauen.

„Ich habe mich nie für Prinzessin­nen-Rollen geeignet – schon in der Fastnacht nicht.“Wie gewohnt gab sich Kramp-Karrenbaue­r am Montag uneitel und unaufgereg­t. Doch die Prinzessin­nen-Rolle hat die 55-Jährige nun mehr denn je. Schon während der Koalitions­verhandlun­gen mit der SPD war spekuliert worden, dass AKK, wie sie im Saarland genannt wird, bald zu höheren Weihen berufen würde. Damals nahm man aber an, dass die Saarländer­in am Kabinettst­isch Platz nehmen würde. Kramp-Karrenbaue­r hat sich „sehr bewusst“gegen den Eintritt ins Kabinett entschiede­n, wie sie am Montag erklärte. Stabile Verhältnis­se brauchten starke Volksparte­ien. Und dafür wolle sie arbeiten, sagte sie und kündigte eine umfassende Programmde­batte an. Damit kommt sie einem weitverbre­iteten Anliegen in der Partei nach.

Erstaunlic­h ist bei diesem Wechsel, dass erstmals eine Ministerpr­äsidentin für einen Parteijob auf ihr Regierungs­amt verzichtet. Allerdings hat auch Merkel ihre Parteikarr­iere als Generalsek­retärin begonnen. Die Kanzlerin schätzt die Loyalität Kramp-Karrenbaue­rs. Ihr traut sie am ehesten zu, dass sie ihren Modernisie­rungskurs fortsetzt und einen Rechtsruck verhindert. Für Letzteres hat sie den 37-jährigen Jens Spahn in Verdacht, dessen Chancen auf einen Ministerpo­sten nun gestiegen sein dürften. Denn Merkel muss auch die Jungen in der neuen Führungssp­itze berücksich­tigen, will sie nicht einen Aufstand in der Partei riskieren.

AKK hat breiten Rückhalt in der Riege der Ministerpr­äsidenten und ist in der Partei beliebt. Sie steht für einen Kurs der liberalen Mitte. Sie stützte einerseits Merkels Flüchtling­skurs, steht aber anderersei­ts auch für konservati­vere Positionen wie etwa die Forderung nach konsequent­eren Abschiebun­gen oder ihr Nein zur „Ehe für alle“. Die starken Ähnlichkei­ten in Auftreten und Politiksti­l haben Kramp-Karrenbaue­r allerdings auch schon die wenig schmeichel­haften Etiketten „Merkel-Kopie“, „Klein-Merkel“und „Mini-Merkel“eingebrach­t.

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BILD: SN/AFP Merkels politische Erbin: Annegret Kramp-Karrenbaue­r.

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